Zentrum für analoge Rundfunk-Tontechnik
Vielen Dank, dass Sie uns im Internet besuchen. Wir laden Sie ein zu einer virtuellen Führung durch unser kleines Funkhaus und zu einer spannenden Zeitreise in die Vergangenheit der Rundfunktechnik.
Den Begriff Funkstunde haben wir bewusst im Rückgriff auf die Geschichte des Rundfunks gewählt, der von der ersten Sendung 1923 an aus dem Berliner VOX-Haus bis hin zur Zwangsgleichschaltung der Medien durch den beginnenden Nationalsozialismus in Deutschland aus vielen Teilen des Landes unter der Bezeichnung „Funkstunde Berlin, Münster, Königsberg usw.“ über den Äther ging. Heute bietet sich uns – redaktionell und technisch – eine mittelmäßige Rundfunkgegenwart und ein scheinbar abgeschlossenes Kapitel der Rundfunkgeschichte, die am 29. Oktober 1923 in Berlin begann und die viele Menschen – so auch mich – einst in ihren Bann zog. Nur mit diesem Zeitraum wollen wir uns hier beschäftigen.
Das vorläufige Ende einer stolzen und soliden Ära kam am 31. Dezember 1993 mit der Abschaltung des Deutschlandsenders Kultur. Ich erinnere mich genau: Wir saßen mit Freunden bis Mitternacht am Rundfunkgerät und waren Zeugen dieses qualitativen Kahlschlages, der uns betroffen machte. Allerdings: Wir lassen natürlich die heutigen Mickymaus-Darbietungen nicht aus den Augen und wir melden uns zu Wort und wir mischen uns bei Bedarf ein.
Zum besseren Verständnis: Der Autor dieser Seite ist seit 1949 (der Beginn regelmäßiger Sendungen lag also erst 26 Jahre zurück) dem Rundfunk von der künstlerisch-technischen Seite her eng verbunden.
„Bitte schneiden, bitte schneiden“
Mit diesem noch aus der Wachsplattenzeit stammenden Kommando an die Aufnahmetechniker im Studio machte ich meine erste Bekanntschaft mit dem Rundfunk. Das war 1949. Die bekannte Redakteurin Eva Baier-Post hatte mich 8-jährigen Musikus zu meinem ersten Interview in den Berliner Rundfunk, Hans Poelzigs berühmtes Funkhaus an der Masurenallee, eingeladen. Radio, das war für den kleinen Jungen Johannes aus dem Dorf Röntgental bei Berlin bisher nur ein polierter Kasten auf dem Küchenschrank. Und nun befand ich mich selbst in diesem „Kasten“, einem großen Bau mit glänzender Fassade. Was gab es da alles zu sehen: in der Eingangshalle der geheimnisvolle Paternoster, lange gebohnerte und schier endlose Flure, rote Leuchtschilder mit der Aufschrift „RUHE AUFNAHME“ über vielen und geheimnisvollen Türen, aus denen manchmal Klangfetzen nach draußen drangen.
„Bitte schneiden, bitte schneiden!“ Das galt jetzt auch mir. Toningenieur, Tontechnikerin (ja, die gab es damals noch!), kurz: die ganze Studiomannschaft wußte, jetzt wird es ernst. Und ich wußte es auch: Ruhe, volle Konzentration, Aufnahme läuft, das Mikrofon ist offen. Ich dachte mir: Was du jetzt sagst oder spielst geht über den Sender, Vater und Mutter können Dich zuhause im Radio hören. Jetzt bloß keinen Fehler machen. „Bitte schneiden, bitte schneiden!“, Worte, die für ein langes Leben mit Musik und Technik bestimmend waren.
Johannes Brüning