Rudi Stephan

Komponist, geboren am 29. Juli 1887 in Worms und gefallen am 29. September 1915 bei Tarnopol/Galizien.

Aquarell, Rudi Stephan

Aquarell, Rudi Stephan


„Präludium und geharnischte Fuge, geschrieben an der Wende des eisernen Jahres 1914/1915“

Paul Scheinpflug (1925)

Paul Scheinpflug
(1925)

„Rudi Stephan war derjenige, der kommen sollte, er war es, auf den wir hofften … Er war derjenige, welcher berufen war, alles Tastende in der Modernen Musik zu einem großen künstlerischen Werk zu sammeln und ihr eine neue Richtung zu geben. Für mich persönlich ist Rudi Stephans „Musik für Orchester“ das Größte und Tiefste in der modernen Musik. Ich bin ergriffen und erschüttert jedesmal, wenn ich dieses Werk höre, ja nach jeder Wiederholung.“

Rudi Stephan

Rudi Stephan

Etwa 25 Jahre nach der Äußerung des Dirigenten Scheinpflug hörte ich zum ersten mal den Namen Rudi Stephan. Auf echt berlinerisch gab mir mein damaliger Lehrer Fritz Görlach, legendärer Konzertmeister beim Rias Sinfonieorchester unter Ferenc Fricsay, inmitten einer Unterrichtsstunde den Rat: „Hänseken, Rudi Stephan Musik für Geige und Orchester, DAS ist deine Masche …“ Ich war ein 10 Jahre alter kleiner Geiger, was sollte ein Kind, das gerade anfing, sich mit der Welt von Bach und Mozart bekannt zu machen, mit diesem Rat anfangen? Noten hatte zu der Zeit niemand und die Zeit des „Runterladens“ war noch weit entfernt! Und hören konnte man die Musik nirgendwo. Aber vergessen hatte ich den Rat Görlachs nicht, bis mir in den 70ern in einem Antiquariatskatalog eine kleine Partitur der Musik für sieben Saiteninstrumente auffiel.

Bestellt – Gelesen – und es war wie ein Wiedererkennen! Hatte mein Lehrer, mit einer unfehlbaren „Nase“ ohnehin ausgestattet, richtig erkannt, daß ich eine Verwandtschaft zur Musik Rudi Stephans entdecken würde? Das Ergebnis war die erste Rundfunk – und Plattenaufnahme des Werkes nach dem Kriege und etliche Konzertaufführungen desselben zusammen mit meinem Streichquintett collegium con basso und den Gästen Wolfgang Kaiser, Klavier  und der Harfenistin Anita Felzmann. Wir spielten die Musik auch 1983 anläßlich der Hamburger Rudi Stephan Veranstaltung „Und dann war Krieg….“Und ebenfalls 1983 veranstaltete das Radio Sinfonie Orchester Berlin ein Symposion zu Stephan und mir wurde die Ehre zuteil, die kurz zuvor von der Stephan – Forscherin Juliane Brand wiederaufgefundene „Groteske für Violine und Klavier“ zusammen mit Carol Tainton uraufführen zu können.

Das Stück galt als Verloren durch ein Feuer, das am Ort der „sicheren“ Aufbewahrung in Worms duch Kriegseinwirkung ausbrach.

Hermann Unger

Hermann Unger

Vor etlichen Jahren stellte sich heraus, daß mein früher Lehrer Hermann Unger, über den ich selbst Enkelschüler von Max Reger bin, mit Stephan befreundet war. Mit weiterer intensiver Beschäftigung mit dem Komponisten fanden sich immer mehr indirekte Brücken. Ein Wort zur Musik: Ein ausübender Musiker wie ich hat sicher einen anderen und unmittelbareren Zugang zu einem Werk als ein Theoretiker oder Wissenschaftler, und daher es ist sehr schwer, die Musik, die einen bewegt, mit Worten zu beschreiben. Analysen der Form oder des Aufbaues eines Werkes haben ganz sicher ihren (trockenen) Wert, aber spätestens seit jenem putzigen „Streit“ zwischen Paul Bekker und Hans Pfitzner ist klar, daß mit Strukturanalysen dem Wesen einer Musik und ihren sprechenden Kraft nicht beizukommen ist.

 Wäre es so, könnte man aus solchen Untersuchungen  herauslesen, ob ein wunderbar streng und „originell“ nach allen Regeln der 12-Tontechnik zusammengedrechseltes Machwerk tatsächlich Musik ist … kann man nicht, und ist es ohnehin nicht (Wird aber immer wieder in „Einführungen“ versucht).

Diese Seite wiederholt nicht unnötig umfangreiche biographische Informationen zu Rudi Stephan, es gibt dazu hervorragende Buchveröffentlichungen.

Von Juliane Brand ist z.B. der Band: Komponisten in Bayern – Rudi Stephan aus dem Verlag Hans Schneider, Tutzing.

Der Dramaturg Wolfgang Willaschek gab mir aber die freundliche Erlaubnis, seinen Beitrag“ Neues schaffen aus Nichts – Leben und Werk Rudi Stephans“ hier wiederzugeben. Es gelang dem Autor, in einem kurzen Text Lebensdaten und Umrisse der Werkgeschichte Stephans mit Bezug auf das beginnende 20. Jahrhundert eindringlich darzustellen.

Fragen, auch zu biographischen Details, beantworte ich jederzeit, soweit mir Material zur Verfügung steht. Die Sammlung meiner Funkstunde verdanke ich zuerst dem ehemaligen Leiter des Stadtarchivs Worms, Herrn Dr. Fritz Reuter. Er überließ mir Kopien großer Teile des Wormser Bestandes zu Stephan. Und ich konnte weitere Dokumente, Bilder, Aufführungsberichte, Partituren, eine liebevolle Arbeit von Elisabeth Rave über die Lieder und weitere Arbeiten über Stephan zusammentragen. Zur Vorbereitung von Aufführungen kann ich sicher im Einzelfall Hilfestellung geben.

Einer immer wieder wie ein zwanghafter Reflex auftauchenden Spekulation, meist von denjenigen in’s Spiel gebracht, die es in der Musik nicht weiter als bis zum Redaktions-Schreibtisch gebracht haben, aber wohl deshalb auch so aufgeschlossen für jeden Unfug sind, möchte ich entgegentreten: Die meist nicht in der Musik, sondern in den Medien machthabenden Mitläufer der 2. bis x-ten neuen Wiener Schule, die Buchhalter und Statistiker der Musik (Alois Melichar), hätten allzugerne einen „richtigen“ Komponisten als Konvertiten in ihren Reihen, was sie sich als mögliche Entwicklung Rudi Stephans ausmalen, hätte nicht der Soldatentod sein Leben mit 28 Jahren abgebrochen. Einem Musiker stellt sich diese Frage erst gar nicht, denn die Antwort gab Stephan für jedes offene und unverbildete Ohr schon vorher am Ende des 1. Aktes seiner Oper „Die ersten Menschen“: Zum „Heilig ist Gott“ steigt ein unendliches C-Dur auf ins Licht, zum Licht der Sonne, deren Spektrum – C-Dur ist! Warum sollte ein Komponist, dem eine persönliche und reiche Harmonik zu Gebot stand, das gegen sinnlose Tonkonstruktionen eintauschen?

Für einen ausübenden Musiker ist die praktische Seite im Umgang mit einem Komponisten ohnehin wichtiger, denn wenn er den inneren Zugang zu einem Werk/Komponisten hat, braucht er nur noch – Noten und sachliche Informationen. Auf der folgenden Seite finden Sie das meines Wissens einzige vollständige Werkverzeichnis im Internet und Angaben zu Notenmaterialen.

Wir danken dem Stadtarchiv Worms für die freundliche Erlaubnis, die Bilder von Rudi Stephan wiederzugeben.

Neues schaffen aus Nichts

Leben und Werk Rudi Stephans

von Wolfgang Willaschek

»Jeder erlebte eine Steigerung seines Ichs, er war nicht mehr der isolierte Mensch von früher, er war eingetan in eine Masse, er war Volk, seine sonst unbeachtete Person hatte einen Sinn bekommen.« So beschreibt Stefan Zweig in seinen Erinnerungen »Die Welt von gestern« die Euphorie und Kriegsbegei­sterung im August 1914.

Im Nachlaß des am 29. Juli 1887 in Worms geborenen Komponisten Rudi Stephan fand sich eine Skizze mit der Aufschrift »Präludium und geharnischte Fuge, geschrieben an der Wende des eisernen Jahres 1914/15«, der nach Absicht Stephans ein Werk für Sopran und Orchester nach Worten Gerhart Haupt­manns angeschlossen werden sollte. Unter den Textdichtern seiner hauptsächlich in den Jahren 1913 und 1914 entstandenen Liedern finden sich Otto Julius Bierbaum, Detlev von Liliencron, Richard Dehmel und Gerda von Robertus, aus deren pathetischer Dichtung »Hohelieder an den Unbekannten« Stephan sechs Gedichte verwendete. – Autoren also, die in Heimatverbundenheit und Kulturbewußtsein einen geeigneten Ausdruck für die kommende »neue« Zeit suchten.

Familienfoto Rudi Stephan

Familienfoto Rudi Stephan

Rudi Stephan stammt aus einer wohlhabenden und einflußreichen Juristenfamilie in Worms. Der Vater wurde hessischer Landtagsabgeordneter und war Vorsitzender des örtlichen Wagnervereins. Der Ein­fluß des Bayreuther Meisters ist auch in den Kompositionsentwürfen der ersten Jahre aufzuspüren: 1903 entsteht der Entwurf einer Tondichtung »Roland«, ein Jahr später skizziert der 17jährige ein dreiaktiges Musikdrama »Der Märtyrer – Aus der Zeit der ersten Christen«, 1908 arbeitet er an einem Oratorium »Neuer Glaube« und 1909 schließlich versucht er aus einer alttartarischen Legende nach Maxim Gorki einen musikdramatischen Einakter »Vater und Sohn« zu entwerfen.

Bereits 1905 hatte er mit Duldung seiner Eltern das Gymnasium in Worms verlassen und Studien bei dem Frankfurter Komponisten Bernhard Sekles am Hochschen Konservatorium aufgenommen. Dort lernt er die Welt eines Claude Debussy kennen und findet in den musiktheoretischen Schriften von Ge­org Capellen, die sich mit der Überwindung des Dur-Moll-Dualismus beschäftigen, das Fundament sei­ner Suche nach einer Musik, die ohne programmatischen Hintergrund und ohne symbolische Aussage ganz allein »aus sich« und »für sich« zu wirken vermag. 1906 wechselt Stephan nach München, wo ihn Rudolf Louis in das Werk Richard Strauss‘, Arnold Schönbergs und Max Regers einführt. Trotzdem blei­ben solche Vorbilder nur Randerscheinungen beim Versuch des Komponisten, einen eigenen Stil zu ent­wickeln. Bereits 1908 wird er zum Autodidakt und erarbeitet jene Werke, die er am 16. Januar 1911 in ei­nem durch den Vater großzügig finanzierten Konzert in der Münchner Tonhalle erstmals der Öffentlich­keit vorstellt. Sie bilden auch das Zentrum seines Schaffens und werden in dreijähriger Arbeit stetigen Änderungen und Korrekturen unterzogen. Die »Musik für Orchester in einem Satz«, die zurückgeht auf einen 1908 entstandenen Versuch »Opus I« mit dem Motto »Vorwärts sehen, vorwärts streben – keinen Raum der Schwäche geben« und der Bemerkung »Keinen poetischen Titel, nicht die Benennung Ton­dichtung und gar nichts«, wird im Herbst 1912 vollendet und erlebt eine vielbeachtete Uraufführung auf dem 48. Tonkünstlerfest des Allgemeinen Deutschen Musikvereines am 6. Juni 1913 in Jena. Die »Musik für Geige und Orchester«, das zweite Werk, das Stephan einem Publikum 1911 vorstellte, wird ebenfalls überarbeitet und 1913 in seiner endgültigen Form vollendet. Das dritte Werk beweist bereits den Hang zur spätromantischen Dramatik: Friedrich Hebbels Ballade »Liebeszauber« ist Ausgangspunkt einer Tondichtung, die zunächst für Tenorsolo und Orchester, später für Bariton und Orchester entworfen wird. 1912 hatte bereits ein anderes Werk des jungen Komponisten Aufsehen erregt. In Danzig war die »Musik für sieben Saiteninstrumente« uraufgeführt worden, über die Paul Bekker in der Frankfurter Zeitung schrieb: »Eine Musik für 7 Instrumente von Rudi Stephan erwies sich als hervorragende Lei­stung eines bizarrphantastischen, aber selbständigen und reichen Talents.«

In einem Brief Rudi Stephans an seinen Verleger Geheimrat Dr. Ludwig Strecker in Mainz, mit dem er um eine Aufnahme der in Vollendung begriffenen Oper »Die ersten Menschen« bittet, steht: »die ersten Anfänge dieses in langer Arbeit und Ruhe ausgereiften Werkes liegen bis 1909 zurück«. Cliquen, so arg­wöhnt der Studienfreund Kasimir Edschmid, hatten sich gegen Stephan verschworen und Freunde rie­ten ihm ab, das erotische Mysterium des pathetischen »Befreiers« Otto Borngräber zu vertonen. Die Ur­geschichte der Menschheit wird dort in »bombastisch aufgeblasener Sprache und philosophisch ver­qualmten Tiraden« zum Ausgangspunkt einer mit Ethos und Eros beladenen Eifersuchtsgeschichte, an deren Ende die prophetische Verkündung eines neuen, gottfreien Menschentums steht. »Mit der Schöp­fung beginnt! Lasset uns ringen, schwer ringen. Neues schaffen aus nichts! Und machen den Lebendi­gen das Leben schön!« verlangt Adahm zu Beginn der Oper. Rudi Stephan erkannte die dramaturgischen Schwächen des Librettos, aber sah gerade in den dahinterliegenden Konflikten ideale Gestaltungsmög­lichkeiten für seine Musik. Nur wenige Motive und Klanggebilde schaffen ein faszinierendes Spektrum musikdramatischer Aussage: die Schwäche Adahms, der sein Lebenswerk vollendet glaubt, die Unge­duld Chawas, die sich nach der erfüllten Liebe zurücksehnt, die Zerrissenheit Kajins, der den Wider­spruch von leiblicher Hingabe und geistigem Ideal verspürt und der Aufbruch Chabels, der sich zum Heilsverkünder ausruft und den Menschen der Zukunft predigt, dies sind die dramatischen Impulse, aus denen Stephan die innere Spannung seiner Musik erzeugt, einer Musik, die stärker dem später so ge­nannten »expressionistischen« Zeitgeist und der gerade entdeckten Lehre von der Psychologie nahe­steht als ihren spätromantischen und symbolischen Vorbildern.

Rudi Stephan

Rudi Stephan

Noch am 25. November 1914 glaubt er in einem Brief an seinen Verleger zu wissen, daß eine von der Frankfurter Oper bereits zugesagte Uraufführung der »Ersten Menschen« im nächsten Winter zustande­komme, da ja »bis dahin mit einem Ende des schrecklichen Krieges bestimmt zu rechnen sei.« Eine Wid­mung des germanischen Trauerspiels »König Friedwahn« von Otto Borngräber an seinen Vater mit den Worten »Dieses Trauerspiel des Weltfriedens im Jahre des schrecklichen Weltkrieges« und eine Mittei­lung an den Kulturkritiker Heinz Tiessen, daß ihm ein Besuch in Berlin, der Stadt, in der er nach diesem Krieg leben will, nicht möglich sei, um nicht zu sehr seinen Musik-Sehnsüchten zu verfallen, beweisen, daß sich die Einstellung des Komponisten zum Krieg verändert hat. Im März 1915 wird Rudi Stephan zum Heeresdienst einberufen und beschreibt den Aufenthalt in der Kaserne »eher als ein Gefängnis«. Anfang September rückt er in der Vermutung aus »Ob zum aktiven Regiment ist noch fraglich«. Am 29. Septem­ber, wenige Tage nach seinem Eintreffen an der Front, fällt er durch Kopfschuß. »Schicksal!« – so steht es unter der Mitteilung seines Todes an die Mutter. Kasimir Edschmid, der Freund, schreibt im »Zeit­Echo« über Rudi Stephan: »Er wird die bedeutendste musikalische Kraft des jungen Deutschland gewe­sen sein.«

Werkverzeichnis

Das folgende Verzeichnis gibt nur die erhaltenen und greifbaren Werke an. Das sind bis auf wenige glückliche Funde in jüngerer Zeit (das betrifft die ersten 5 der unten genannten Lieder und die Groteske für Violine und Klavier) die Kompositionen, die bis zum Ende des 2. Weltkrieges im Druck erschienen waren und so dem Brand in Worms entgingen.

Eine weitere Wiederentdeckung gelang dem Münchner Höflich Verlag: Das „Opus 1 für Orchester“ von 1908, erwähnt im Beitrag von Wolfgang Willascheck, blieb im Archiv der Münchner Philharmoniker erhalten! Die Partitur ist vom Verlag erhältlich.

Der Dissertation Alfred Machners von 1943 ist eine Aufstellung auch aller heute nicht erhaltenen Kompositionen und Fragmente zu entnehmen, die ihm für seine Arbeit noch zur Verfügung standen.

Orchesterwerke

  • Opus 1 für Orchester (1908)
  • Musik für Orchester (1910) UA 1911 (München)
  • Musik für Orchester (1912) UA 1913 (Jena)

Solowerke mit Orchester

  • Musik für Geige und Orchester (1913) UA 1913 (Berlin)
  • Liebeszauber (1914),  Ballade nach Friedrich Hebbel, für Bariton und Orchester. UA 1914

Kammermusik

  • Musik für 7 Saiteninstrumente -Streichquintett, Klavier und Harfe- (1911) UA 1912 (Danzig)
  • Groteske für Violine und Klavier (1911) UA 1983 (Berlin)
  • Für Harmonium (1907)

Oper

  • Die ersten Menschen, Dichtung von Otto Borngräber (1914) UA 1920 (Frankfurt)

Lieder

  • Waldstille (Maurice Reinhold von Stern), 1905.
  • Weihnachtstext (Martin Greif), 1905.
  • Waldnachmittag (Maurice Reinhold von Stern), 1906.
  • Auf den Tod einer jungen Frau (Anton Lindner), 1906.
  • Mitternacht (Leo Greiner), 1907.
  • Memento vivere (Friedrich Hebbel), 1907, frühe Fassung des Liedes, das später zu den 2 ernsten Gesängen gehört.
  • Up de eensame Hallig (Detlev von Liliencron), 1914.

Zwei ernste Gesänge

  • Am Abend (Johann Christian Günther), 1914.
  • Memento vivere (Friedrich Hebbel), 1913.

Ich will dir singen ein Hohelied

6 Lieder auf Texte von Gerda von Robertus, 1913/1914. UA 1921 (Worms)

  • Kythere
  • Pantherlied
  • Abendfrieden
  • In Nachbars Garten
  • Glück zu Zweien
  • Das Hohelied der Nacht

Sieben Lieder nach verschiedenen Dichtern

1913/1914. UA 1921 (Worms)

  • Sonntag (Otto Julius Bierbaum)
  • Pappel im Strahl (Josef Schanderl)
  • Dir (Hinrich Hinrichs)
  • Ein Neues (Karl von Berlepsch)
  • Im Einschlafen (Bruno Götz)
  • Abendlied (Gustav Falke)
  • Heimat (Richard Dehmel)

Von den Hoheliedern und den 7 Liedern nach verschiedenen Dichtern steht eine sehr gut klingende eigene Bearbeitung für Singstimme und Streichquintett zur Verfügung.

Noten und Tonträger zu Rudi Stephan

Von uns bekommen Sie die Noten sämtlicher Lieder und ein Aufführungsmaterial der Musik für sieben Saiteninstrumente, das erspart hohe Leihgebühren. Auch bei der Notensuche anderer Werke können wir zum Teil helfen. Ebenso sind Tonaufnahmen der meisten Lieder, der Groteske und der Musik für Orchester im Bestand und Kopien analog oder digital jederzeit abrufbereit.

Die geteilte Musik

Es kam einem Glaubensbekenntnis gleich und klang wie ein volltönend angestimmtes „Ein feste Burg“, als Alois Melichar 1952 seinem ersten kleinen Sammelband mit Betrachtungen zum Musikleben seiner Zeit den Titel „Die unteilbare Musik“ gab. Aus dieser Überschrift spricht unverkennbar eine Selbstsicherheit in der Sache, dazu aber aus heutiger Sicht vielleicht auch ein wenig die Beschwörung der Zukunft.

Erich Wolfgang Korngold

Erich Wolfgang Korngold

Hans Pfitzner

Hans Pfitzner

Richard Strauss etwa 1933 bei einer Senderaum-Aufführung im Bayerischen Rundfunk

Richard Strauss etwa 1933 bei einer
Senderaum-Aufführung im Bayerischen Rundfunk

Versetzen wir uns einmal zurück in die die Mitte des vergangenen Jahrhunderts und blicken von dort aus mit den offenen Ohren und Augen eines echten Musikers noch rund 50 Jahre weiter zurück: Der Strom großer schöpferischer Kraft in einer durchgehenden Linie von Jahrhunderten war noch nicht versiegt; ein Verblühen dieser Kraft, wie es Spenglers Kulturbetrachtung entsprochen hätte, war vor 1950 nicht zwingend erkennbar. Daß die erwähnte Linie sich dann aber nicht langsam senkte, sondern im Wesentlichen plötzlich abbrach, hat nur schwer erkennbare innere, jedoch offen sichtbare äußere Gründe. Zu den letzteren gehört hauptsächlich und in vielfältiger Weise der 2. Weltkrieg mit Rassenwahn und Bücher(Noten)-Verbrennungen. Deren Folgen, so dramatisch sie während der „1000 Jahre“ auch waren, wirken bis heute unter anderen Vorzeichen kaum weniger verheerend weiter.

Diese rund 60 Jahre nach Kriegsende waren und sind die Zeit meiner Tätigkeit in der Musik und der gleichzeitigen Beobachtung ihrer Entwicklung über den Zargenrand meiner Geige hinaus. Unter der Überschrift „Die geteilte Musik“ knüpfe ich an dieser Stelle in loser Folge an die „Unteilbare Musik“ an, verbunden mit einer kritischen Sichtung des Musiklebens ab der Stunde null, die das Ende des Zweiten Weltkrieges markiert.

Die Frage muß gestellt werden: Sind 50 Jahre ein aussagefähiger Abschnitt in der Musikgeschichte? Ganz sicher ja, wenn man sich die Entwicklung während einer solchen Anzahl von Jahren z.B. von Bach zu Mozart oder Beethoven zu Schubert vorstellt. Aber was kam nach Ravel, Rachmaninoff, Scharwenka, Strauß, Schreker, Hindemith, Busoni, Delius, Janacek, Korngold, Pfitzner und all den anderen Größen jener Jahre?

Franz Schreker

Franz Schreker

Prof. Xaver Scharwenka

Prof. Xaver Scharwenka

Nun, die Musik IST geteilt, und wir wollen den anderen Machern „neuer Musik“ und ihren sie begleitenden Machthabern während meiner Zeit auf die tumben und manchmal auch schmuddeligen Finger sehen. Aus Erfahrung weiß ich, daß sich ein Blick in deren Partituren meist nicht lohnt (allein der Schaltplan eines Verstärkers hat ein Vielfaches mehr an Substanz) und unsere Ohren wollen wir soweit wie möglich schonen…..

Nachbemerkung: Sollten Sie einen Reger, Stephan oder Blacher unter den Lebenden kennen – bitte geben Sie mir seine Anschrift. Ich mache mich dann sofort auf den Weg und werde diesem Menschen die Schuhe putzen! Und ich bekenne mit großem Bedauern, daß ich eine solche Reise in einem konkreten Fall versäumt habe: Astor Piazolla lebte nicht mehr, als ich ihn entdeckt hatte!

Und jetzt noch eine ungeteilte Bitte, falls Sie meine zornigen Kapitel zur Unmusik der 2. bis x-ten neuen Wiener Schule weiterlesen: sehen Sie mich bitte in keinem Falle in der Ecke vergrämter Miesmacher, dazu ist mein bisheriges Leben mit der großen Musik viel zu reich und schön! Und das ist es jeden Tag neu. Und ich glühe für die Großen vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert mit Herz und Kopf. Aber mit den Meistern befasse ich mich lieber mit meinem Instrument in der Hand, mit ihren Partituren oder höre ihnen zu. Ausführlich darüber zu schreiben überlasse ich Berufeneren, die das auch in großartigster Weise getan haben, seien es Bekker oder Furtwängler, Hindemith, Berrsche, Spengler, Schweitzer, Brendel, Busoni, Dieskau und viele andere.

Der nichtmusikalische Teil der geteilten Musik nimmt zwar in der MUSIK nur einen ganz winzigen Raum ein, macht sich dafür aber im (Medien)-Musikleben dank seiner  vielschichtigen fast sizilianischen Einfluß-und Machtstrukturen seit 60 Jahren völlig unverhältnismäßig breit. Ja, ich gebe zu, ich versuche gar nicht, auf diesem Feld journalistisch neutral zu berichten, ich bin nach den passiven und aktiven Erlebnissen mit den vereinigten hochstapelnden Nichtskönnern wütend! Nach den folgenden Abschnitten werden Sie vielleicht verstehen, warum.

Aber sehen sie meine Texte doch einfach als ein immaginäres Rondo an, nur daß das schöne Rondothema MUSIK nicht nach jedem garstigen Zwischenspiel  tatsächlich erklingt, aber im im Bewußtsein der Mittelpunkt bleiben soll.

wird fortgesetzt.

Der sonore Klang des Kontrabasses und das Motorengebrumm unseres Dornier Reiseflugzeuges wurden zum Markenzeichen des COLLEGIUM CON BASSO.

Wir sind 5.

„Wo kein Baß ist, ist keine Musik“. Fangen wir also mit ihm an, dem Baß:

Baß: Georg Nothdorf

Georg ist sein Meister und er erfand und gründete unser Hamburger Streichquintett collegium con  basso. Nicht nur auf der großen Tonleiter bildet er das Fundament, er ist es auch mit seiner Ruhe und Übersicht, und seine  Findergabe läßt ihn immer neue Werke für ein solches Ensemble entdecken.-  Brahm’s Vater stellte einst fest, daß ein sauberer Ton auf dem Baß ein reiner Zufall sei. Er kannte unseren Georg nicht.

Violoncello: Hannelore Michel

Was wir auch immer erarbeiten – jetzt war es doch wirklich schön! – Hannelore stört alle Selbstzufriedenheit mit ihrem unausbleiblichen: Ich habe noch was zu melden …  leider hat sie meistens recht! Aber das ist schnell verziehen, spätestens bei ihrem nächsten Solo.

Viola: Klaus-Dieter Bachmann

Ohne seine kräftige Mittelstimme wären wir eine Schrammelmusik! Und wer verträte uns so elegant nach außen? – Bratschenwitze? Klaus Dieter kann nicht gemeint sein, wenn man folgendes von ihm hört!

2. Violine: Ulrich Alshuth u.a.

Na ja, gesucht wird immer ein Geiger 1. Klasse, nur möchte er dann auch die erste Geige … also wechselten auf diesem Platz Ulrich, Janos, Radu, Henning, Boris. Und sie waren alle 1. Klasse, was ihr späterer beruflicher Weg belegt. Stellvertretend, weil am längsten bei uns, ein paar Takte von Henning.

1. Violine …

Und ich, Johannes, spielte die erste Geige. Georg und Klaus-Dieter luden mich dazu ein nach meinem Wechsel vom Stuttgarter Kammerorchester zum Sinfonieorchester des NDR Hamburg. Kammermusik auf selten begangenen Pfaden war etwas für mich … wenn es nur nicht das sinnlose Gekritzel der x-ten Neuen Wiener Schule ist! Die kann man leicht links liegenlassen, denn an großer Literatur gibt es wahrlich keinen Mangel. Darf ich mich vorstellen?

Neugierig, wie wir alle zusammen klingen?  Es ist nur einen Klick weit zu Funkstunde Radio, da können Sie uns hören. Viele Aufnahmen stehen auch bereit auf CD – oder besser – auf analogem Tonband.

Weitere biographische Informationen zum collegium con basso hat Georg Nothdorf sehr schön festgehalten auf seiner Seite  http://www.con-basso.de/ccb.html

Tonträger-Angebot

Bei der Funkstunde finden Sie unzählige rein analoge historische und moderne Aufnahmen vom Barock bis ins 20. Jahrhundert. Die Auswahl reicht von Klassik bis zur sogenannten U-Musik, zu Jazz, Filmmusik oder Songs.

Eine vollständige Auflistung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, hier folgt aber schon einmal ein kleiner Auszug aus dem glücklicherweise bei uns gelandeten originalen RIAS Bandarchiv der Sendereihen  von John Hendrik aus den 50-70er Jahren  wie „Club 18“, „Klingendes Amerika“ , „Heute so beliebt wie damals“.

Ein paar Namen aus unserem Bestand an historischen Klassik-Aufnahmen:

Adolf Busch, Eduard Erdmann, Fritz Kreisler, Arthur Schnabel, Sergej Rachmaninow, Pablo Casals, Alfred Cortot, Dinu Lipatti u.a.

Soweit urheberrechtlich zulässig (das ist bei der größten Zahl der Aufnahmen der Fall) können nichtkommerziell zu reinen Material-Selbstkosten Bandkopien von uns bezogen werden. Unnötig zu sagen, daß die Aufnahmen in KEINER Weise digital bearbeitet, entrauscht oder überspielt werden!

  Um eine momentane Aufstellung des bereits katalogisierten RIAS-Bandbestandes zu sehen klicken Sie bitte auf das Bild!!!

                                            (Überarbeitete Fassung 5 – 2014)