Erinnerungen an Menton

Wer kann schon in seinen künstlerischen Lebenslauf schreiben, Enkelschülerin des großen Emanuel Feuermann zu sein.

Gerda Angermann

Gerda Angermann

Sie kann: Die Hamburgerin Gerda Angermann. Und zwar über ihren Lehrer Heinrich Schüchner, ehemaliger Solocellist des NDR-Sinfonieorchesters. Dazu kam in ihr Studienbuch ein weiterer großer Name: Enrico Mainardi… und mit dieser Ausrüstung startete sie ihren eigenen Weg als erfolgreiche Musikerin. Eine Station war dann die Position der Solocellistin des Kieler Philharmonischen Orchesters. (Wieder)-Entdeckungsfreude in der Kammermusik kam hinzu, so spielte sie solo oder mit verschieden Ensembles die viel zu selten aufgeführten Werke von Reger, Hindemith, Kodaly, u.a. Bei der großen solistischen Literatur ist neben den „gängigen“ Stücken besonders auch ihr Einsatz für die Werke von Pfitzner, Volkmann, Korngold, Casella…..hoch einzuschätzen. Ich selbst spielte zum Eröffnungskonzert des Saalbaues in Witten das Brahms-Doppelkonzert mit ihr.

Eine lange Liste an Erfolgen wäre noch anzufügen, aber hier soll es um eine besonders runde aktuelle kleine Geschichte gehen:
Siegfried Barchet

Siegfried Barchet

Kürzlich kam Gerda Angermann zu uns in die Funkstunde zu einer Aufnahme, auf dem Notenpult: „Images de Menton“, ein Werk des zu früh verstorbenen Cellokollegen Siegfried Barchet. Und mit diesem 6-sätzigen Kabinettstück sind für alle Beteiligten viele gemeinsame Erinnerungen verbunden: Siegfried Barchet war der Solocellist des Stuttgarter Kammerorchesters mit seinem Dirigenten und Gründer Karl Münchinger. Der „Spiegel“ erfand die schöne Bezeichnung „Schwabenstreicher“  für das Orchester in einem  Bericht über unsere  Reisen ans Mittelmeer. Mit mir in der Geigengruppe des Orchesters spielte Karl Henke,  Gerda Angermann wurde seine Frau und war natürlich mit in unseren Freundeskreis aufgenommen. Siegfried „Sissi“ Barchet entsprach dem heute nur noch selten anzutreffenden Ideal eines universellen Musikers und Künstlers: Ein Instrumentalist mit Herz und unverwechselbarem Ton, dazu ein hoch befähigter Komponist, ein Liebhaber und Kenner der Kunst …….und der Kochkunst! Da boten ihm unsere alljährlichen Konzertreisen nach Menton an der Cote d’Azur alle Zutaten. Irgendwann in aller Stille hat er dann einen Rundgang durch „sein“ Menton in Töne gesetzt. Und diesen Spaziergang ließ Gerda Angermann bei uns ganz fabelhaft erklingen. Hier in ihrer Wiedergabe ein paar Schritte durch Menton zum 1.Satz: Festival de Musique.