Es spielt das Bors-Trio. Statt dem Täter auf der Spur zu bleiben schwang Csaba Bors zu der Zeit noch den Cellobogen. Für die Eltern der 3 jungen Musiker wurde mit dem Trio sicher eine nicht alltägliche Vorstellung Wirklichkeit. Dazu muß man wissen, gemäß dem bekannten Naturgesetz vom Birnbaum und den Äpfeln, daß der (viel zu jung verstorbene) Vater Geiger war und die Mutter auf der Opernbühne gestanden hatte. Vater Ioan „Willi“ Bors, Ungar aus Siebenbürgen, ein hervorragender Instrumentalist und Musiker, war etliche Jahre mein Konzertmeister-Kollege bei der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford. Unvergessen bleiben mir seine menschlichen Qualitäten, unter Kollegen nicht immer selbstverständlich…
Seine Frau Cecile stammt aus Taiwan, wurde schnell zu einer jungen Berühmtheit in ihrer Heimat, kam dann aber nach Lüttich, um ihr Gesangsstudium fortzusetzen und gehörte anschließend den Ensembles der Opern Straßburg und Lyon an. Ich habe sie dort leider nicht gehört, kann mir aber ihre Erfolge gut vorstellen, nachdem ich sie Jahre später im Liedgesang kennenlernte. Der Sohn Csaba wählte nach der Jugendzeit nicht den Weg des Musikers, vielleicht hatte er Licht und Schatten dieses Berufes zu nahe beobachtet… heute ist er ein moderner Nachfolger des Sherlock Holmes. Tochter Ildiko blieb bei der Geige, die Entscheidung erwies sich als richtig, sie steht ihre Frau im Berufsleben, sei es im Orchester oder als Solistin. (Foto Bors Trio als Jugendliche aus Zeitung Herforder Kreisblatt)
Und nun zu Enikö: Zu jeder Künstlervorstellung gehört wohl ein ordentlich aufgesagter (musikalischer) Lebenslauf. Aber ich erlaube mir, wegen der immer gleichen Formeln, auf die so eine Tabelle hinausläuft, weitgehend darauf zu verzichten. Ja, selbstverständlich hatte sie gute Lehrer (zuerst die Mutter, später Bella Lasheras und Prof. Edmundo Lasheras in Detmold, dazu Meisterkurse bei Klaus Schilde u.a.), am Ende standen Diplom und Konzertexamen an der Hochschule in Detmold. Schon früh hatte sie mehrere Preise bei „Jugend musiziert“ abgeräumt und sitzt seitdem im In-und Ausland vor begeistertem Publikum auf vielen kleinen und großen Bühnen am Klavier. In jüngerer Zeit konnte sie weitere Förderungen und Preise einsammeln und erhielt 2006 einen Lehrauftrag an der Musikhochschule in Detmold. Aber all das liest sich fast gleichlautend bei großen Künstlern wie bei kleinen Lichtern, und sagt wenig aus. Wie soll ich also ihre Kunst beschreiben? Ich bin selbst Musiker, und als solchem genügen mir ein paar Töne, um zu erkennen, wen ich vor mir habe. Kritiker, bekanntlich keine Musiker, verstecken den ihnen verwehrten Zugang zum Wesentlichen notgedrungen hinter einem großen Vorrat an Wortqualm, Strukturanalysen usw. DAß sich Musiker die Werke genau ansehen und über Gestaltungsfragen nachdenken, ist für sie Grundvoraussetzung, aber dann kommt viel mehr?. Dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein, die mir mein Vater berichtete: Als Gasthörer nahm er an einem langen Unterrichtstag bei Edwin Fischer teil. Die Studenten donnerten sich gegenseitig mit ihrem virtuosen Können in Grund und Boden, mein Vater fragte sich ratlos, WER aus ihrer Runde wohl der nächste Stern am Pianistenhimmel sein würde. Auf die entsprechende Frage an Fischer die einfache Antwort: DAS wird nur die Persönlichkeit entscheiden. Jetzt fällt mir zu Enikö Bors etwas ein: DIE HAT SIE!
Selbstverständlich wird Enikö Bors bei uns im Hause der Funkstunde konzertieren, aber wir kämpfen noch mit dem Problem, einen guten Flügel zu finden, der strengen Ansprüchen genügt und für uns zu leisten ist.