Ein Ausflug nach Berlin…

Funkstunde e.V. Vorstand in Berlin

Funkstunde e.V. Vorstand in Berlin

Zu berichten ist noch von einem Ausflug nach Berlin an die Wiege der deutschen Rundfunklandschaft. Auf dem Foto unschwer zu erkennen: es ist Sommer.- Sommer in Berlin unter dem Brandenburger Tor. Wir 4 von der FUNKSTUNDE, Johanna, Peter, Johannes und ich, gehen auf rundfunkhistorische Wiederentdeckungstour. Wo fangen wir an? Erst mal geht es ins „Adlon“ (historisch!); bei Kaffee und Kuchen lässt sich’s gut planen: Nach Königs Wusterhausen zum Funkerberg, da wollen wir hin! Dem unermüdlichen Einsatz von funkhistorisch begeisterten Leuten ist es zu verdanken, dass nicht alle dieser historischen Stätten verloren gingen. Auch nach Nauen wollen wir, der einstigen großen Sendestation nordwestlich von Berlin. Ist sie noch in Betrieb?

Das Olympische Dorf von 1936

Das Olympische Dorf von 1936

Im Prinzip ja, aber nicht mehr als Weitverkehr – Kurzwellensender, sondern hier werden die ach so schönen Neuen Medien ausgestrahlt. Das Ganze ist in Privathand und ein Besuch ohne lange Vorbereitung nicht möglich; wir bleiben aber dran. Es muss ja nicht immer Funkhistorie sein und nach spannenden Fernsehberichten wollten wir auch sehen, wie das teilrestaurierte Olympische Dorf von 1936 aussieht.

Kurz gesagt, ein bewegendes Erlebnis! Und dann stehen wir vor der einstigen Unterkunft von Jesse Owens, dem wohl berühmtesten Teilnehmer der Olympischen Spiele; bis heute freut man sich über den winzigen Triumph: der GRÖFAZ musste vor den Augen der Welt diesem „Neger“ mehrfach die Hand drücken.

Das Zimmer von Jesse Owens im Olympischen Dorf

Das Zimmer von Jesse Owens im Olympischen Dorf

Jesse Owens

Jesse Owens

Und da denken wir doch gleich an unser Archiv; wir besitzen das originale Sendeband eines RIAS – Interviews von John Hendrik mit Jesse Owens, als dieser Berlin 1966 nochmals besucht hat.

Eine Fernsehkamera bei der Olympiade 1936

Eine Fernsehkamera bei der Olympiade 1936

hier ein Ausschnitt:    Ohnehin hat die Olympiade von 1936 die Rundfunk- und auch die frühe Fernsehtechnik zu damaligen Höchstleistungen angetrieben. Last but not least blicken wir hinter die Kulissen eines bis 1989 unüberhörbaren Senders im ehemaligen Ost – Berlin in der Nalepastraße. Außer Parteitagsreden von Ulbricht, Honecker, Krenz und Co. konnte man in diesem Funkhaus auch Kultur erleben. Wir erkämpfen uns an der noch sehr DDR-esken Pförtnerin vorbei den Weg zum Kammermusik – Studio, Saal III, des Hauses: Der Grund unseres Besuches ist ein sehr persönlicher.
J.Brüning im Funkhaus an der Nalepastraße, Kammermusik - Studio, Saal III

J.Brüning im Funkhaus an der Nalepastraße, Kammermusik – Studio, Saal III

Johannes hat in diesem akustischen Juwel vor 50 Jahren viele Aufnahmen eingespielt.

hier ein Beispiel:   

Du betrittst den Saal und denkst, du bist in einer Zeitmaschine gelandet: Alles ist bis zum letzten Millimeter original erhalten. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und wird in steigendem Maße wieder für Produktionen genutzt.

Alle angerissenen Themen sollen in weiteren Ausgaben unserer Illustrierten FUNKSTUNDE vertieft werden.

Sendestudio Königs-Wusterhausen

Sendestudio Königs-Wusterhausen

Mit der S-Bahn ist es vom Berliner Hauptbahnhof nur ein Katzensprung nach Königs Wusterhausen. Wo ist der berühmte Funkerberg? Ein Taxifahrer bringt uns hin. Der exponierte Standort für die 1911 von der Obersten Heeresleitung Berlin errichtete Militärstation ist strategisch gut gewählt, er liegt ca. 65 m ü. NN auf dem Windmühlenberg nördlich von Königs Wusterhausen. Die Hauptfunkstelle der Deutschen Reichspost übernahm die Sendeanlagen des Militärs im September 1919 und arbeitete von nun an zivil als Verbreitungsmedium vor allem von Wirtschaftsnachrichten. Bevor es zum ersten Mal aus Königs Wusterhausen erklang: „Hallo hallo, hier Welle 2700…“ bedurfte es noch reichlich Gehirnschmalz vieler kluger Köpfe, Wissenschafter, Techniker und nicht zuletzt politischer Entscheidungen.

Königs-Wusterhausen um 1921-22

Königs-Wusterhausen um 1921-22

Imposante Türme und Masten überzogen einst das riesige Gelände am Funkerberg. Heute kann man sich den gewaltigen Antennenwald aus der aktiven Zeit von Königs Wusterhausen kaum noch vorstellen; ein schönes Landschaftsmodell im Museum gibt die Situation wieder. Glücklicherweise hat aber ein Mast von 210 m überlebt. Und man kann sich vorstellen, dass mit derartigen Antennen schon damals weltweite Ausstrahlungen möglich waren.

Es ist bewundernswert, was der Förderverein „Sender Königs Wusterhausen e. V.“  (www.funkerberg.de) geleistet hat. Erstaunliche Ausstellungsstücke sind zu sehen, sei es ein großer Sender und ein gewaltiges Stromaggregat mit Dieselantrieb, was hier und da, wenn sich genügend Besucher an den immensen Treibstoffkosten beteiligen, im Betrieb gezeigt wird. Um eines klar zu stellen, von Königs Wusterhausen aus wurden bereits etliche Jahre VOR dem offiziellen Beginn des öffentlichen Rundfunks bei der Funkstunde am 29. Okt. 1923 zahlreiche Musiksendungen ausgestrahlt. Die Mitwirkenden waren zumeist Postbeamte, die mit ihren Instrumenten die Programme gestalteten. Es gäbe noch viel zu erzählen, aber das in einer späteren Ausgabe; oder am besten: SIE fahren auf den Funkerberg!