So oder so ist das Leben
Diese Zeilen aus einem Lied, das Theo Mackeben, der große Komponist, in den 30er Jahren geschrieben hat und von Brigitte Horney, Filmgröße bei der UFA, so keß wie wissend vorgetragen wurde, paßt auf den Werdegang unseres Freundes Michael Lübbert . Es endet folgendermaßen… „So oder so ist das Leben …,und so ist es gut.“ Wir lernten Michael 1998 durch einen Bericht in der Frankfurter Rundschau kennen: „Lufthansakapitän gründet Sinfonieorchester“.
Ein Anruf genügte und der Kontakt zwischen dem Berufsmusiker und Hobbyflieger Johannes Brüning und dem Berufsflieger und im Zweitberuf Musiker Michael Lübbert war hergestellt. Schon ein paar Monate später fand man sich zu gemeinsamen Proben bei den „Rheingau Classic Wings“ ein, so nannte Michael sein Orchester. Die Erstaufführung von Mendelssohns Italienischer Sinfonie in der Fassung von 1834 wurde ein großer Erfolg. Die FUNKSTUNDE war mit dem Mikrofon dabei, und das Ergebnis ist auf der Website in FUNKSTUNDE Radio zu hören. Hier aus dem Konzert ein paar Takte aus dem Sommernachtstraum.
Unser Freund Michael ist in den 60er Jahren bei der deutschen Lufthansa eingestiegen und als Pilot um die ganze Welt „geschippert“ wie er es lässig nennt. Die Boeing 727, Boeing 707, der Airbus A 320 und A 340 waren seine Babys. Von laissez faire konnte bei der harten Ausbildung zum Flugkapitän allerdings nicht die Rede sein, im Gegenteil, es hieß büffeln, büffeln, büffeln. Nach 28 schönen Jahren bei der Firma hat er seine Karriere beendet und sich in seinen Zweitberuf gestürzt, eine Zäsur, die man allerdings nur versteht, wenn man sich den Werdegang von Michael ansieht.
So oder so ist das Leben… eben
In einem musikalischen Haus aufgewachsen, war für Michael schon früh klar, dass er einmal Dirigent werden wollte. Kein anderer Beruf kam für ihn in Frage. 1946, Michaels Geburtsjahr, hatte Familie Lübbert erst einmal andere Sorgen, als sich um Einzelwünsche ihrer 5 Kinder zu kümmern. Da ging es ums Überleben, um das tägliche Brot. Doch Michael ließ nicht locker und bekam mit 4 oder 5 Jahren den heiß ersehnten Klavierunterricht. Während seiner Schulzeit erlernte er auch das Geigen- und das Bratschenspiel. Nun fehlte nur noch das Studium an der Hamburger Musikhochschule. Als Dirigent würde er sie verlassen, um der Öffentlichkeit endlich seine Vorstellung von Musik zu vermitteln. Die Eltern unterstützten seine Pläne.
Was konnte jetzt noch schief gehen?Trennung der Eltern, die Mutter mit inzwischen sechs Kindern alleine. Studium ade, Träume von der musikalischen Laufbahn begraben, Geld mußte ins Haus. Mehr widerstrebend, aber der Mutter zuliebe, meldete sich Michael zur Aufnahmeprüfung zum Flugzeugführer bei der deutschen Lufthansa an. Pilot, ein wohl dotierter Posten, die Mutter war’s zufrieden. Als begeisterungsfähiger junger Mann von 21 Jahren fand sich Michael rasch in seinem neuen Wirkungskreis zurecht, erlebte alle Höhen und Tiefen, die solch ein Beruf mit sich bringen kann, und sagt auch nach Beendigung seiner Karriere als Flugkapitän: „Einmal Flieger, immer Flieger“.
Und wo war die Musik geblieben?
Die war nie weg. Es gab ja Dienstpläne, die sich nach Bedarf einrichten, tauschen ließen, um Raum für weitere musikalische Studien zu schaffen. In seiner aktiven Zeit als Pilot spielte Michael z. B. als Bratscher im Abonnenten Orchester der Münchener Philharmoniker mit, studierte Musikwissenschaften an der Uni Würzburg und nahm an verschiedenen Dirigentenkursen teil. Den Ausstieg aus der Großfliegerei hat Michael sich nicht leicht gemacht. Ein Schicksalspaukenschlag lenkte sein Leben wieder zurück zur Musik: der unverschuldete Flugunfall mit einem Airbus A 320 in Warschau. Zwar verließ er den linken Sitz des Flugkapitäns im Cockpit nicht sofort, umrundete erneut die Welt, aber dann tauschte er das Steuerhorn mit dem Dirigentenstab.
„…und so ist es gut“
Monika Wersche