DER KLANG VON GESTERN……wo ist er geblieben?

Wie Herr von Karajan zu seinem Vergleich der analogen Tonaufnahme mit „Gasbeleuchtung“ gebracht wurde, kann ich nur vermuten, man wird es nie genau erfahren!

Aber hören wir doch mal genauer hin, wie herrlich weit es K’s Erben bis heute gebracht haben! Nur 2 fatale Beispiele aus jüngster Zeit legen den Verdacht nahe, daß das Hören „ohne Sonnenbrille“ (so die Beschreibung eines Mitarbeiters der DG) offensichtlich medizinische Schäden am Gehör verursacht, nicht Sonnenbrand, aber Gehörbrand!

2 Musikkritiker (Oskar Peterson: Kritiker sind keine Musiker) mit bekannten Namen zeichneten kürzlich verantwortlich für digital bearbeitete cd-Serien vorwiegend älterer oder alter Aufnahmen, die mit der geballten Medienmacht der Süddeutschen Zeitung und des Bayerischen Rundfunks in Mengen  in den Markt gedrückt wurden. Was bei den bereits erfolgreich „umerzogenen“ Hörern offenbar ohne Aufschrei möglich war. Können zigtausend Ohren klanglich betrogen werden? Mir scheint, JA!

Für die Serie der großen Pianisten zeichnete Joachim Kaiser verantwortlich, für die Serie Jahrhundertgeiger Harald Eggebrecht.

In Bayern 4 Klassik hatte ich vor längerer Zeit genau die von Kaiser für seine cd’s ausgesuchte Aufnahme mit Clara Haskil gehört in einer grausigen digitalen Bearbeitung, jetzt, nach Erscheinen der Serie (man mach schließlich gegenseitig ordentlich PR-Dampf füreinander) wurde die besagte Aufnahme erneut gesendet, und das in der Zeit, als der BR trübe Experimente mit Kompressoren im Sendeweg machte. Adolf BuschErgebnis: jeder Ausklang eines Tones, wenn er denn unter einen bestimmten Pegel fiel, verschwand in Krümelform im Nichts. Protest, Entschuldigung  des letzlich für das künstlerische Desaster  verantwortlichen Herrn Kaiser? Mir nicht bekannt. Es genügt wohl, wenn die Demontage an der Kunst gut genug bezahlt wird?

Dasselbe mit den Jahrhundertgeigern, herausgegeben von Harald Eggebrecht, (der sich durch die Auslassung Adolf Buschs in der Serie ohnehin selbst deklassiert hat): Sein Beitrag über Fritz Kreisler verwendet Aufnahmen, die wohl ein Computerspieler, dessen Klang-und Schönheitssinn nicht dem Gameboy-Alter entwachsen sind, bearbeitet, sprich vollsterilisiert hat.

Das haben beide, wie auch unzählige andere große Musiker, die nicht mehr leben, wahrlich nicht verdient, nochmals (ab)getötet zu werden von armseligen Computerhackern! Die (Lebens)fülle der alten und oft unglaublich guten Aufnahmen…..einfach WEG! Fritz KreislerMan nimmt wahr, dass da jemand Noten abspult, aber es berührt einen wie das Lesen einer Statistik!

Nur 2 Beispiele aus unzähligen anderen waren das. Und die Propheten der schönen neuen vollintegrierten Medienwelt sagen uns viele dicke Windungen ABWÄRTS auf der Schraube nach unten voraus: In der Zukunft wird man wohl hauptsächlich „aus dem Netz“ seine „Musik“ beziehen, als Datenmüll in Form von MP 3 oder noch schlimmer…..Also: Die Jüngeren von uns und unsere Kinder werden bis auf ganz wenige Schatzgräber, die tief unten unter dem Schutt graben, einfach nicht mehr erleben, wie Fritz Kreisler, Arthur Schnabel, Adolf Busch, Clara Haskil u. u. u. u. geklungen haben! Eine der größten technisch-kulturellen Leistungen des 20. Jahrhunderts geht unter, wird der Zukunft einfach entzogen!

Darf ich hier einen Sprung zu uns, der Funkstunde, machen? Da ja auch die belächelten Rufe in der Wüste DOCH ihren eigenen Wert haben, versuchen wir, so lange es geht, etwas aus der Vergangenheit zu bewahren. Kommen Sie zu uns, erleben, nicht nur hören Sie etwas aus alter Zeit. Die Gesamtheit aus unserem riesigen analogen Musikarchiv und einem kompletten Rundfunkstudio aus der Zeit der technischen Höchstleistungen (Röhrentechnik lückenlos!) gibt es nirgendwo nochmals.

Ein Ausflug zurück unter GASBELEUCHTUNG, wäre das nicht etwas?