Liebe Freunde der Funkstunde in Nah (Penzing) und Fern (Nairobi)!
„Der Brüning macht Beat – Musik, der Brüning macht Beat – Musik“, so raunte es am Tag nach dem Hauskonzert durch unsere Gasse. Das stimmte so nicht; was da nachts vielleicht ein wenig durch dicke Studiofenster aus unserem Cafe` nach draußen drang, waren wohl die kräftigen Akkorde einer Gitarre, geschlagen von unserem Musikerfreund, Helge Japha, dessen Spielfreude keine Grenzen fand. Sorry!
Jedoch nicht mit Techno oder ugly – pop, sondern Piazzolla und anderen spanisch – südamerikanischen Klängen wurde mächtig eingeheizt. Um 1 Uhr nachts war Schluss, und die Penzinger Bürger fanden ihre verdiente Ruhe.
Als Mitorganisatorin solcher Feste erlebt man ja die lustigsten Dinge, und die spielen sich oft am Rande ab. Klar, der offizielle Teil war perfekt. Nur dank vieler helfender Hände konnte das Fest in dieser Güte gelingen.
Das collegium con basso (ccb) aus Hamburg war schon am Donnerstag angereist; trotz längerer Spielpause fanden sich die Musiker, Hannelore Michel (Violoncello), Henning Demgenski (2. Geige), Klaus Dieter Bachmann (Bratsche), Johannes Brüning (1. Geige), rasch zusammen, man kennt sich ja seit vielen Jahren; Georg Nothdorf (Kontrabaß), der wegen eines „dienstunfähigen“ Fingers nicht mitspielen konnte, blieb nichts anderes übrig, als über allem zu wachen und die „Graue Eminenz“ zu geben.
Werke von Mozart über Mendelssohn und Schubert bis hin zu Puccini stellten sicher, dass ein vielseitiges Programm erklang. Das ccb wurde von unserem Publikum begeistert aufgenommen. An Zugaben hat es nicht gefehlt.
collegium con basso, Hamburger Streichquintett / (Musikbeispiel collegium con basso)
Ein Schmankerl der besonderen Art sei hier zu erwähnen: Das Geburtstagsständchen für Thomas, den Sohn der Verfasserin dieser Zeilen, das unausweichliche „Happy Birthday“ von Mildred Hill, diesmal nicht aus rauhen Kehlen, sondern angestimmt vom Streichquartett und erweitert um ein paar Variationen im Walzertakt und Tangorhythmus, die NDR – Musikerkollege Peter Heydrich virtuos verfasst hat. Das Geburtstagkind hat´s sehr gefreut.
Der 2. Teil des Konzertes wäre beinahe einem Grippevirus zum Opfer gefallen, der Chef des Ensembles tonArt, Florian Lang, war verschnupft. Er sorgte für einen brillianten musikalischen Ersatz, ihm und dem Musiker Simon Japha, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Ohne die temperamentvollen Darbietungen des Ensembles, das sich mit seinem Repertoire von Tango und unterhaltender Musik auf höchstem Niveau bewegte, und das wieder einmal die übliche Trennung von U – und E – Musik als überflüssig erscheinen ließ, wäre unserem Publikum ein äußerst erfreulicher, von ihm mit anhaltendem Beifall bedachter, Auftritt verloren gegangen. Bis zum nächsten Mal in unserer Spielstätte mit den tonArt – Musikanten : Florian Lang, Ulrich M. Baur und Helge Japha.
Ensemble tonART / (Musikbeispiel tonArt)
Ich glaube, alle Gäste haben sich wohlgefühlt in unserem „vollendeten“ Cafe` – FUNKSTUNDE. Kein Wunder. Theresia und der Hansi, die entsprechende Fachschule lässt grüßen, bewältigten ihre Aufgabe hinter dem Tresen ebenso elegant, zurückhaltend wie umsichtig, dass sie vom Fleck weg für eine weitere Veranstaltung gebucht wurden. Kompliment!
Dass der Party – Service Förg aus Penzing (wieder) unser Fest ausrichtete, das Kalte Buffet gar auf Silbertabletts servierte, muss man schon gar nicht mehr erwähnen, oder doch? Auf jeden Fall waren die leckeren Häppchen schneller weg, als man gucken konnte, das spricht für sich, und das ist auch gut so! Und die Getränke, liebe Gäste, waren auch recht? Kritik positiver wie negativer Art könnt Ihr am 19. und 20. Juli bei uns loswerden, dann steigt das nächste Fest. Zum DRITTEN MAL gibt es in der FUNKSTUNDE, im Café und in der Regie, Neues für Technikfreunde zu begucken UND erstmals für musikalische Ohren ein neues Konzert. Das Ensemble tonART hat für den 20.Juli vormittags zugesagt, Tangos eingeschlossen. Essen und Trinken s.o.
Zu den erwähnten Randerscheinungen vor dem Fest gehörte u.a., dass Klaus Dieter, Sie erinnern sich, der Bratschist des ccb, in seiner knapp bemessenen Mittagspause und kurz vor seinem Auftritt, noch unbedingt seinen ultimativen Käsekuchen backen musste: also Auto angeworfen, Zutaten gekauft, Rührschüssel gesucht, Eischnee geschlagen, Vanillepudding u.v.m. zusammengemengt, gebacken. Ich muss zugeben, der Kuchen war einsame Spitze.
Nach dem Fest, die meisten Gäste hatten sich so gegen zehn halb elf verabschiedet, die Instrumente waren längst verstaut, auch Anna – Maria Hof, langjährige Freundin von uns und Kulturschaffende aus Bünde in Westfalen, lag bereits in den Federn im Gasthaus Frank, was sie später sehr bedauerte, als, ja liebe Gäste der FUNKSTUNDE, da habt auch Ihr etwas versäumt, als Helge Japha, der Bassist von tonArt, seine Gitarre auspackte, sein bayerisch – südamerikanisches Temperament frei entfaltete und uns zu später Stunde eine Wahnsinns – Session bescherte, die dann irgendwann mit „besame mucho“ endete. Ja!
Die Gastgeschenke, Blumen und Gebinde fürs Gemüt sowie Warmes für innen (Flasche) und außen (Holz) sind gut bei uns angekommen. Vielen Dank! Die Spenden, die im Bauch unserer lampedusanischen Schildkröte landeten, sind gleich weitergegeben worden für einen guten Zweck. Dafür ebenfalls ein Dankeschön!
Monika Wersche
Mit ein paar Takten Haydn´s war sie schon in der 2. Ausgabe der Illustrierten Funkstunde zu vernehmen: Enikö Bors. Ein kleines Portrait der Pianistin, die wir seit vielen Jahren zu unseren Freunden zählen dürfen, soll in dieser Ausgabe folgen, zumal einige Leser aufhorchten und nachfragten. Darf ich also vorstellen? Allerdings bei der Gelegenheit dann gleich den ganzen Bors Musikanten-Clan: Enikö Bors, Pianistin, Ildiko Bors, Geigerin und Csaba Bors, Kriminalkommissar. Am 15.9.91 las sich das auf dem Programm eines kleinen Konzertes in ihrer Heimatstadt Hiddenhausen etwas anders:Es spielt das Bors-Trio. Statt dem Täter auf der Spur zu bleiben schwang Csaba Bors zu der Zeit noch den Cellobogen. Für die Eltern der 3 jungen Musiker wurde mit dem Trio sicher eine nicht alltägliche Vorstellung Wirklichkeit. Dazu muß man wissen, gemäß dem bekannten Naturgesetz vom Birnbaum und den Äpfeln, daß der (viel zu jung verstorbene) Vater Geiger war und die Mutter auf der Opernbühne gestanden hatte. Vater Ioan „Willi“ Bors, Ungar aus Siebenbürgen, ein hervorragender Instrumentalist und Musiker, war etliche Jahre mein Konzertmeister-Kollege bei der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford. Unvergessen bleiben mir seine menschlichen Qualitäten, unter Kollegen nicht immer selbstverständlich…
Seine Frau Cecile stammt aus Taiwan, wurde schnell zu einer jungen Berühmtheit in ihrer Heimat, kam dann aber nach Lüttich, um ihr Gesangsstudium fortzusetzen und gehörte anschließend den Ensembles der Opern Straßburg und Lyon an. Ich habe sie dort leider nicht gehört, kann mir aber ihre Erfolge gut vorstellen, nachdem ich sie Jahre später im Liedgesang kennenlernte. Der Sohn Csaba wählte nach der Jugendzeit nicht den Weg des Musikers, vielleicht hatte er Licht und Schatten dieses Berufes zu nahe beobachtet… heute ist er ein moderner Nachfolger des Sherlock Holmes. Tochter Ildiko blieb bei der Geige, die Entscheidung erwies sich als richtig, sie steht ihre Frau im Berufsleben, sei es im Orchester oder als Solistin. (Foto Bors Trio als Jugendliche aus Zeitung Herforder Kreisblatt)
Und nun zu Enikö: Zu jeder Künstlervorstellung gehört wohl ein ordentlich aufgesagter (musikalischer) Lebenslauf. Aber ich erlaube mir, wegen der immer gleichen Formeln, auf die so eine Tabelle hinausläuft, weitgehend darauf zu verzichten. Ja, selbstverständlich hatte sie gute Lehrer (zuerst die Mutter, später Bella Lasheras und Prof. Edmundo Lasheras in Detmold, dazu Meisterkurse bei Klaus Schilde u.a.), am Ende standen Diplom und Konzertexamen an der Hochschule in Detmold. Schon früh hatte sie mehrere Preise bei „Jugend musiziert“ abgeräumt und sitzt seitdem im In-und Ausland vor begeistertem Publikum auf vielen kleinen und großen Bühnen am Klavier. In jüngerer Zeit konnte sie weitere Förderungen und Preise einsammeln und erhielt 2006 einen Lehrauftrag an der Musikhochschule in Detmold. Aber all das liest sich fast gleichlautend bei großen Künstlern wie bei kleinen Lichtern, und sagt wenig aus. Wie soll ich also ihre Kunst beschreiben? Ich bin selbst Musiker, und als solchem genügen mir ein paar Töne, um zu erkennen, wen ich vor mir habe. Kritiker, bekanntlich keine Musiker, verstecken den ihnen verwehrten Zugang zum Wesentlichen notgedrungen hinter einem großen Vorrat an Wortqualm, Strukturanalysen usw. DAß sich Musiker die Werke genau ansehen und über Gestaltungsfragen nachdenken, ist für sie Grundvoraussetzung, aber dann kommt viel mehr?. Dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein, die mir mein Vater berichtete: Als Gasthörer nahm er an einem langen Unterrichtstag bei Edwin Fischer teil. Die Studenten donnerten sich gegenseitig mit ihrem virtuosen Können in Grund und Boden, mein Vater fragte sich ratlos, WER aus ihrer Runde wohl der nächste Stern am Pianistenhimmel sein würde. Auf die entsprechende Frage an Fischer die einfache Antwort: DAS wird nur die Persönlichkeit entscheiden. Jetzt fällt mir zu Enikö Bors etwas ein: DIE HAT SIE!
Selbstverständlich wird Enikö Bors bei uns im Hause der Funkstunde konzertieren, aber wir kämpfen noch mit dem Problem, einen guten Flügel zu finden, der strengen Ansprüchen genügt und für uns zu leisten ist.
(Wir danken dem Herforder Kreisblatt für die Freigabe des Berichtes über das Bors-Trio)
Der Übertragungswagen Ü32 der Funkstunde
Unser Ü32 zählt nach den üblichen Maßstäben eigentlich nicht zu den Oldtimern, ist aber doch schon jetzt ein interessantes Objekt der Rundfunkgeschichte. Das Fahrzeug allein, ein Ford Transit, vielleicht weniger, aber komplett mit seiner eingebauten Studioanlage umso mehr. Hauptgrund: Dieser Ü-Wagen gehört zu den letzten überhaupt gebauten mobilen Rundfunkstudios in rein analoger Technik! Wir konnten den Wagen glücklicherweise vom NDR erweben. Seinen Nachfolger, ein sehr elegantes Fahrzeug mit Stern, habe ich gesehen: Ein PC auf dem Tisch und eine SAT-Antenne… DEN brauchen wir nicht! Zurück zum Ü 32: Das 6/12 Kanal Mischpult und die beiden Bandmaschinen stammen von Studer, die umfangreiche weitere Ausstattung von Fa. Monitora, die wie die meisten alten großen einschlägigen Hersteller nicht mehr existiert (TAB Tonographie, Eckmiller, EAB, Maihak Studiogeräte, Vollmer, Telefunken, Frey und einige andere). Es nicht zu übersehen, dass Monitoras Chef Schellenberger besonders gerne Ü-Wagen plante und baute. Abgehört wird mit Lautsprechern MM201 von Klein und Hummel (bedauerlicherweise jetzt von Sennheiser übernommen), das eingebaute Motorola NÖBL GM900 ist umprogrammiert für Amateurfunk unter meinem Rufzeichen DJ8JI. Ein Hallgerät ist an Bord, und für die, die es nicht besser haben wollen, ein DAT-Recorder. Vor der Abreise kommen dann feinste Mikrofone von Schoeps, Neumann und Beyer an Bord. Die Fotos zeigen das gemütliche Innenleben des Arbeitsplatzes bei Aufnahmen und die äußerst praktische sonstige Einrichtung.Mit einem Griff hat man die benötigten Utensilien für den Aufnahmesaal in praktischen Koffern bereit.
Über 2 Kabeltrommeln sind 12 Wege verfügbar, dazu Funkstrecken. Der auf 10m Höhe ausfahrbare Antennenmast ließ schon bei einigen Beobachtern die Befürchtung aufkommen, dass der Ü 32 zum anpeilen von GEZ-Sündern diene… Und was konnten die Techniker sonst noch alles in ein solches Fahrzeug einbauen: 2 Telefone, davon eines geschaltet für Telefon-Interviews, Außenbeleuchtung, Alarmanlage, beheizte drehbare Sitze, Standheizung, PA-Anlage, Batterien für 6 Stunden Betrieb ohne Netz usw. Monica Akihary und Niels Brouwer, das Duo Boi Akih, hörten sich nach einem brillanten Konzert unsere analoge Aufnahme an… und waren begeistert!An diesem Abend „entdeckte“ Monica auch für ihre Stimme die Qualitäten unseres Beyer Bändchenmikrofons M500. Ihr Neumann blieb an diesem Abend in der Schatulle.(Musikbeispiel Duo Boi Akih) Seit Jahrzehnten machen wir nur rein analoge Tonaufnahmen in den Bereichen Klassik und gehobene U-Musik. Anfang der 80er hämmerte die ausschließlich von wirtschaftlichen Interessen bestimmte Industrie (siehe den legendären albernen „Gasbeleuchtung“ – Auftritt Karajans mit Sonys Chef Morita) Musikern und Hörern, die ja nur selten technisch verstanden, um was es im Detail eigentlich ging, ein, DIGITAL muss es sein! So wurden wir in den ersten Jahren des neuen Spielzeugs von Musikern vor Aufnahmen regelmäßig gefragt „macht ihr das auch digital?“ Wir verneinten und verloren so etliche Aufnahmen. Eine konsequente Haltung wird aber doch hier und da belohnt… Heute ist es genau umgekehrt! Die Handvoll dB´s , die die Digitaltechnik mehr an Fremdspannungsabstand bietet, interessieren mit Blick auf den gleichzeitig verlorenen Klang heute niemanden mehr. Wir erleben dafür glückstrahlende Gesichter bei Musikern und den Hörern, die bei einem Besuch hier im Studio ein ach so altmodisches Band hören! vor dem Übertragungswagen Ü 32 der Funkstunde. v.l. nach r.:Henning Demgenski, Klaus Dieter Bachmann, Johannes Brüning, Hannelore Michel, Georg Nothdorf.Der Tonband-Profi Armin Vögeding drückte es sinngemäß so aus:
Jeder Meter Band ist wie ein Gedicht!
RÖHREN-GEHEIMNIS ?
Physiker raus! Oder wenigstens weghören. Giovanni lädt zur Märchenstunde ein!
Es muß einfach hin und wieder erlaubt sein, Bildern der Phantasie, an denen man sich ganz naiv erfreuen kann, freien Lauf zu lassen, und das auch wider das Wissen um die technischen Fakten.
Es war einmal, nein, es ist bis heute jeden Tag bei uns so, daß wir mit bewegender Freude und immer wieder fast ungläubig staunend über technische Geräte Musik und Wort hören – im Hause eines Musikers, in dem gleichzeitig ein großes altes Rundfunkstudio steht, nicht überraschend. Daß es sich (mit ganz wenigen Ausnahmen) nur um analoge Wiedergaben klassischer Musik handelt, muß ich nicht betonen. Warum aber über Röhrenverstärker? Mehrere Antworten: Wir sind damit aufgewachsen. Die ersten Aufnahmen im Rundfunk sind unvergessen -WAS für ein Anblick, die rotglühenden Heizfäden der bei den RRG-Verstärkern vorne sichtbar angebrachten Röhren! Und dann die frühen Basteleien mit Röhrenverstärkern, die jegliches Taschengeld verschlangen, die erste große Stereoanlage von Klein und Hummel (Beschreibung kommt in die nächste Illustrierte Funkstunde), wieder mit sichtbaren glühenden Röhren?..und WAS für ein Klang!Röhren haben eine „weiche“ Kennlinie, einen ohrfreundlichen Verlauf des Klirrfaktors und fügen dem Klangbild „angenehme“ Obertöne hinzu. Und das Spektrum des Restrauschens, wenn man denn in den Grenzbereich kommt, ist für mich weniger aufdringlich als das der Transistoren.
Mein leider früh verstorbener Freund Hennry Jahny (SFB) aus Berlin sagte in der Phase der aufkommenden Digitaltechnik immer: Wenn es die Röhre noch nicht gäbe, JETZT müsste man sie erfinden! Aber woher kommt neben den genannten Fakten der Röhrenklang? Ich habe dazu die ganz persönliche sympathische Vorstellung entwickelt, es könnte die LEISTUNGSLOSE STEUERUNG der Röhre sein. Ist der Gedanke nicht schön, daß der Klang einer Geige, eines Streichquartetts, einer Stimme, ohne „Arbeit“, ohne „Leistung“ weitergegeben wird?Oder hat es keine Bedeutung, wenn so etwas Ätherisches wie die genannten Instrumente, Höhepunkte der Erfindungen abendländischen Geistes, mit „Kraft“ verarbeitet werden? Denken wir an die Stimme Ilse Helmigs in Mozarts Vesper, ein Klavier wie das bei Enikö Bors´ Chopin Sonate, an Sascha Reckerts Adagio für eine blinde Glasharmonikaspielerin von Mozart, an Hannelore Michels Cello mit dem Andante cantabile von Tschaikowski oder Hans Paetsch, der uns die Geschichte von Peter und dem Wolf erzählt?
Ich weiß, es ist durch nichts belegbar, aber fast alle Schwärmer mit „goldenen“ Ohren sprechen seit jeher vom luftigen, schwebenden, freien Klang der Röhren. Im Transistorverstärker muß jede Stufe Leistung an die nächste abgeben, damit wiederum diese verstärkt als Leistung an die folgende weitergegeben werden kann. Dem Steuergitter der Röhre genügt aber allein das VORHANDENSEIN einer Steuerspannung, die sich nicht verbraucht, um den Anodenstromkreis, der selbstverständlich zugeführte Leistung benötigt, zu modulieren. Am nächsten kommt der Röhrenfunktion noch der gedankliche Vergleich mit einem Katalysator, der seine Wirkung entfaltet, aber selbst nicht „verbraucht“ wird.Kommt das alles unseren Empfindungen im Zusammenhang mit Musik nicht recht nahe? Richtig, es gibt da noch den FET, den Feldeffekttransitor, ihm genügt röhrenähnlich auch eine Steuer-SPANNUNG, aber mir ist kein Vollverstärker bekannt, der ausschließlich mit FET?s bestückt ist.
Es bleibt dabei: Vor ein paar Jahren erschien ein Bericht zu unserem Thema in der Süddeutschen Zeitung. Er war überschrieben: Gib mir Wärme, schönes Teil!
FUNKSTUNDE heute und morgen
Es soll notiert werden, daß die vom Münchener Institut für Rundfunktechnik (IRT) entworfene Regie mit unserem großen Röhrenpult komplett fertig ist – baulich wie technisch. Pünktlich zum 8. März wurde auch unser Cafe´ und derzeitiges Konzerthaus eingeweiht. Die umgebende Atmosphäre wurde von allen Besuchern goutiert; um einen Kommentar herauszugreifen: „Man ist hier einfach gern“. Aber die nächsten Aufgaben warten. Ein in jeder Hinsicht passender Flügel wurde noch nicht gefunden. Wir waren in einem Fall beinahe am Ziel, den Preis hätten wir uns leisten können, aber dann wurde beim Eigentümer der Trennungsschmerz zu groß. Und: in diesem Frühjahr wollen wir erneut in die Hände spucken und zusammen mit Freunden den ersten Spatenstich für den großen Saal neben der Regie riskieren. Das wäre der Platz für Ensembles bis zur Größe eines Kammerorchesters und böte ca. 100 Besuchern Platz.
Vielleicht bleibt es aber bei dem Wunsch: alle Aktivitäten der FUNKSTUNDE bestreiten wir allein aus unseren privaten Einkünften, da fallen solche Vorhaben doch recht schwer. Einen wirtschaftlichen und auf Gewinn ausgerichteten Betrieb vermeiden wir aber strikt. Wir möchten unbedingt unsere vollständige Unabhängigkeit in künstlerischen, technischen, kulturhistorischen Fragen bewahren und sehen das als wahren Luxus an. Das bedeutet für unser Publikum, daß wir ihm weiterhin unsere eigene und ganz persönliche, in Jahrzehnten erarbeitete, Sicht der Dinge unbeeinflußt weitergeben können.
Vielleicht bleibt also der Saal bis auf weiteres doch nur ein Traum!?
Welche Medien – Institution hat schon unter den o. g. Voraussetzungen die Möglichkeit, sich z. B. intensiv mit der Musik des 20. Jahrhunderts zu befassen (keine Angst, wir meinen nur die MUSIK).
In unseren Programmen werden zu lesen sein: Toch, Suk, Delius, Turina, Hindemith, Schreker, Janacek, Klein, Unger, von Baußnern, Respighi, Poulenc, Debussy, Faure`, Blacher, Dohnany, Ravel, Busoni, Scriabin, Strauss, Sibelius, Bernstein, Rachmaninow, Chausson, Honegger, Martin, Genzmer, Haentzschel, Jary, Grothe, Mackeben, Saint – Saens, Zemlinsky u.v.m. (Musikbeispiel Richard Strauss)
Sicher kennen Sie einige Namen und Werke der genannten Komponisten, aber was ist mit den anderen, die ebenfalls alle im 20. Jahrhundert gewirkt haben? Glauben Sie uns, die Musik jener ist deshalb nicht minderwertiger, nur weil man nichts von ihnen gehört hat. Aber diese Komponisten sind unglaubliche 70 Jahre lang Opfer des Dritten Reiches und der Nachkriegs – Kunst – Politik Deutschlands geworden und bis heute geblieben.
Was die FUNKSTUNDE in Wort und Ton dazu beitragen kann, an dieser Situation etwas zu ändern, das wollen wir mit unserer Medienarbeit und unseren Konzerten versuchen.
Begleiten Sie uns doch einfach dabei.
NEU ist auch: unsere FUNKSTUNDEN – Illustrierte kann man jetzt selbst abrufen oder auch abbestellen (hoffentlich nicht);
alle Ausgaben, auch die bisherigen, werden in druckbarer Form bereitgehalten.
Unsere Dokumentensammlung der FUNKSTUNDEN – Zeit 1923 – 1933 konnte durch Neuerwerbungen sehr schön ausgebaut werden.
Bei Fragen zu Kultur und Musikleben aus jener Zeit, einfach eine Mail an die FUNKSTUNDE.
In eigener Sache: Je mehr wir uns mit der reichen Zeit der alten FUNKSTUNDE beschäftigen, sind wir stolz und glücklich darüber, daß wir unter mittlerweile erreichter rechtlicher Absicherung diese Zeit weiterleben lassen und weiterführen können. So etwas ruft auch Trittbrettfahrer auf den Plan, die wir erfolgreich abwehren konnten. Zuletzt mußten wir einem Hersteller primitivsten Elektro-Pops unter dem Namen „Funkstunde“ den Strom abklemmen.Die neue Seite: www.do28.com
<<<<——- Einfach die Kiste anklicken und hineinsehen.Musik (f)liegt in der Luft. Schon die „Bild“ berichtete vom „schnellsten Geiger Deutschlands“. Freunde historischer Technik begeistern sich oft auch für die Fliegerei. Bei uns ist das seit 40 Jahren so. Möchten sie in unserem Flugbuch blättern?
Johann Sebastian Bach auf demLeitwerk der Linienmaschine „Leipzig“
P.S.: Wie sich die Bilder gleichen; 30 Jahre nach unserem Violinschlüssel
flogen wir unter dem Banner vom „Anfang und Ende aller Musik“ (Max Reger) durch die Nacht. Das Positionslicht wirkte noch zusätzlich wie eine leuchtende Fackel. Das war mehr als nur ein Flug zum Taxipreis.
Wir bedanken uns bei……
Norbert Schenk aus Darmstadt (www.dasstudiogmbh.com) für die Überlassung einer selten gut erhaltenen und vor allen Dingen kompletten Telefunken Bandmaschine T9 stereo mit Röhrenverstärkern V 66 u und V 67 u zu einem symbolischen Preis! Nur die Truhe, in der die Maschine kam, war ein Eigenbau, aber in unserem Bestand fand sich eine genau richtige alte Truhe vom NDR, die nur in der bei diesen Konstruktionen vorbereiteten Weise von M 10 auf T 9 zurückgerüstet werden mußte. Hier ein Bild vom perfekten Ergebnis!3. Sommerfest der Funkstunde in Penzing !!
Zum Schluß möchten wir nochmals an unsere Einladung zum 3. Sommerfest erinnern. Am Samstag und Sonntag, dem 19./20. Juli, feiert die Funkstunde wie in den Vorjahren, diesmal auch mit Musik. An beiden Tagen sind Sie ganztägig herzlich willkommen!
Monika Wersche und Johannes Brüning, der auch für den Inhalt verantwortlich ist.