Ausgabe 4
PENZING, 05. Mai 2010
4. Jahrgang
KOSTENLOS
Liebe Freunde der Funkstunde!
Ihr wartet sicher schon auf eine neue Ausgabe unserer Zeitung. Hier ist sie. 2 Köpfe, 4 Hände können nicht alle Bereiche der FUNKSTUNDE beackern, so haben wir Prioritäten gesetzt. Was Ihr da auf den Fotos seht, ist nicht die Großbaustelle in Berlin, Potsdamer Platz, sondern unsere in Penzing, Leinwebergaße.- Katalogisieren, archivieren, organisieren, reparieren, Kaffee kochen, ja, all diese zeitaufwendigen Dinge gehören neben der Studioarbeit auch noch zum täglichen Geschäft der FUNKSTUNDE. Unsere Freunde haben wir darüber nicht vergeßen. Am Ende des Jahres 2008 gab es in der FUNKSTUNDE Helge Japha an der Paellapfanne (für 25 Personen) und später an der Gitarre. Koch sowie Musiker in einer Person. 5 Sterne hat Helge für sein croßover verdient, das beweisen er und die Kollegen von TonArt mit „Moliendo Cafe. Unser jüngst erworbener Flügel kam am selben Abend das erste Mal zum Einsatz, ein Steinway mußte es sein, da waren sich alle eing. Jazz vom Feinsten und — Band lief mit — eine analoge Aufnahme, ganz groß! Mitte Januar 2009 spielten junge Musiker aus München für einen Film den Titel „Mein Süßer Rebell“ bei uns ein, auch für sie kam nur eine analoge Aufnahme in Frage. Auf „Classic Wings“ schwebte unser Piloten- und Musikerfreund Michael Lübbert ins FUNKSTUNDEN – Cafe. Gemeinsam und sehr passend zum Mendelßohn Gedenkjahr erfreuten wir uns an einer besonderen Aufnahme der FUNKSTUNDE. Es handelte sich dabei um eine welteinmalige Rarität, die Erstaufnahme von Mendelßohns „Italienischer“ in der vom Komponisten selbst revidierten 2. Fassung von 1834. Michael hatte diese Sinfonie ausfindig gemacht, als Dirigent mit seinem Orchester „Rheingau Classic Wings“ erarbeitet und in Wiesbaden uraufgeführt. Die ganze Aufnahme der Sinfonie gibt im Funkstunde Radio. Mit 2 paßionierten Musikußen im Haus ließ ein spontan arrangiertes Konzert nicht lange auf sich warten. Ran ans „Klavier“, die Geige ausgepackt… Klänge von Schubert und Kreisler erfüllten unser FUNKSTUNDEN – Cafe. Die rasch mobilisierten Zuhörer haben die Atmo offensichtlich genossen. Und zu guter Letzt war am 20.3.2010 die junge Pianistin Vero Koller unserer Einladung gefolgt, sie lieferte einen brillanten Klavierabend ab mit einem Programm von Bach bis zum musikalischen Jahresheiligen Chopin. Genauso gerne nahmen VHS – Gruppen an Vorträgen und Führungen in unserem kleinen Funkhaus teil. Die Themen lagen nahe: Rundfunkgeschichte und Geschichte der Musik im 20. Jahrhundert. Diese Reihe wird in diesem Jahr fortgesetzt. Apropos Rundfunkgeschichte: Wer die FUNKSTUNDEN – Zeitung liest, weiß natürlich, was unser Titelbild ziert. Die 60 Jahre alte meisterhafte Grafik eines T9 Magnetophons, das war DAS Schlachtschiff aller Rundfunkanstalten bis zum Erscheinen der M10 Ende der 50er Jahre. – Zu unserem musikalisch – kulinarischen Sommerfest hatten wir wieder unsere tonArt Freunde zu Gast und ein Abend war der klaßischen Kammermusik vorbehalten, wir zählen allerdings auch „Und über uns der Himmel“ von Theo Mackeben dazu. Das reichte uns immer noch nicht. Kurz danach Abflug zu drei Konzerten mit Johannes nach Lampedusa. Ein besonderes Vergnügen, weil dort der berühmte Pianist Giuseppe Costa ansäßig ist, vor einiger Zeit Italiens Jahrgangsbester der Musikhochschule Turin, vielleicht ein Grundstein für regelmäßige musikalische Veranstaltungen auf der Insel. Eines der Konzerte war eine Sonderveranstaltung für den Rotary-Club Lampedusa/Linosa und unter den Besuchern des Abends entdeckten wir den Dirigenten Umberto Benedetti-Michelangeli, Neffe des Pianisten Arturo Benedetti-Michelangeli. Der eilige Badegast hat keine Gelegenheit zu entdecken, daß auch dieser Felsbrocken im Mittelmeer Heimat von Künstlern ist; so war es mit Domenico Modugno, und so ist es z.B. mit dem Maler und Bildhauer Giovanni Fragapane, dem Poeten Don Pino oder eben unserem Giuseppe, der Clair De Lune von Claude Debußy anklingen läßt. Irgendwie war auch Zeit für zwei Besuche bei Großmeistern der Vergangenheit: Giuseppe Tartini in Piran, Slowenien, Padua in Italien und Oswald von Wolkenstein auf seinen Burgen in Südtirol. In der nächsten Zeitung werden wir darüber berichten. Nicht so streng musiktheoretisch, sondern der Landschaft nachspürend, die eigentlich mit jedem großen Künstler eng verbunden ist: Johannes und Giuseppe haben die Sonate „Didone Abbandonato“ von Tartini aufgenommen. Wenn ich auf unsere Aktivitäten der letzten Zeit zurückblicke, frage ich mich, wie haben wir dieses Pensum geschafft? Schön war es, aber 2 Köpfe, 4 Hände, s. o.Wir würden uns nach Absprache über Gastbeiträge (Ulrich Apel hat den Anfang gemacht) für die Zeitung freuen. Ganz sicher findet auch in diesem Jahr unser schon traditionelles Sommerfest statt, und zwar am 17. Und 18. Juli. Bitte einfach kommen. Eine Anmeldung würde uns die Planung der Verköstigung erleichtern. Bis dahin. Ihre/ Eure Monika WerscheMeine Stereoanlage Anno 1966
Wie war das mit der ersten Freundin… ach, laßen wir`s und besehen lieber meine erste Stereoanlage, DIE habe ich noch! Stereoverstärker Röhrenverstärker VS 71 VS71 Röhren Tuner FM-SX Probe des Stuttgarter Kammerorchesters mit Karl Münchinger an einem Sommertag 1966 im alten Waisenhaus am Charlottenplatz – Pausengestaltung wie schon zur Tradition geworden, ein Kurzausflug ins Cafe Sommer im gleichen historischen Gebäude. Bei Herrentorte und einer Tasse des schon von Bach besungenen Getränks blätterte ich so ganz nebenbei im Anzeigenteil der Stuttgarter Zeitung, der Blick fiel zufällig (zufällig?) auf diese Anzeige: Stereoanlage Klein und Hummel zu verkaufen, bestehend aus Lautsprechern OX, Verstärker VS 71, Empfänger FM-SX und Plattenspieler Thorens TD 124.Stereoverstärker Röhrenverstärker VS 71 VS71 Röhren Tuner FM-SX
Der Preis verursachte damals erst einmal einen Schreck, er entsprach etwa 3 Monatsgehältern, aber meine Sparkaße gab per Telefon sofort grünes Licht!
Auf zum Verkäufer, eine sehr noble Adreße: Galerie Freerk C. Valentien im Königsbau. Und der Kauf hat nicht nur mich begeistert, Herrn Dr. Valentien kam der Erlös aus der Anlage auch sehr gelegen, wie er mir kürzlich anvertraute. Für ihn ging es um einen Hauskauf, und zwar um das Leonberger Haus des Kunsthistorikers und Galeristen Herbert Herrmann, zu deßen Inventar die Klein und Hummels gehörten.
Von seinem Arzt erhielt Herr Herrmann 1965 die schlimme Nachricht, daß er wegen einer schweren Erkrankung nur noch eine Lebenserwartung von etwa einem Jahr hätte. Daraufhin beschloß er, sich für seine verbleibende Zeit auf Erden die beste damals verfügbare Stereoanlage zu kaufen und so viel Zeit wie möglich mit seiner Musik zu verbringen. Und tatsächlich hat er sich noch etwa 1 Jahr an allem erfreuen können!
Bis heute hat sich an der äußersten Wertschätzung dieser Geräte bei mir nichts geändert, zu technischen Details komme ich etwas später. übrigens ist eine Hörprobe bei mir immer noch jederzeit möglich.
Im Rückblick heute begann mit der Anlage eine Geschichte, deren vielfältige Bezüge und Querverbindungen es mir schwer machen, alles nur als „Zufall“ zu sehen!
Es fing damit an, dass meine liebe Vermieterin Elfriede Lesch in Stuttgart bei der Vorstellung meines neuen „Mobiliars“ ausrief: Der Horscht (Horst Klein, Mitgründer von K&H) war mein Klassenkamerad! Richard Lesch, ihr Mann, der unvergessene Cellist und Posaunist, war „natürlich“ im Rundfunkorchester des SDR. Wieviele lange Abende spielten wir eine Etage über meinem Zimmer mit ihm und den hochbefähigten fidelnden ärzten Dr. Lambeck und Dr. Gudwinski ganze Serien der großen Streichquartette!
Beim SDR Stuttgart nahm ich mit dem Rundfunkorchester unter der Leitung von Willi Mattes die American Concertette für Viola und Band von Morton Gould auf, wer saß an der Posaune… Richard Lesch. Und wie wurde das Band (goldene Zeiten!) mit der brillanten Aufnahme von Toningenieur Hugo Herold in der Regie abgehört? Natürlich mit 2 Lautsprechern OX, wie sie gerade auch bei mir privat gelandet waren! Zu der Zeit waren beim SDR noch die Vollmer Bandmaschinen Typ 204 im Einsatz, allerdings verging KEINE Aufnahme ohne einen Ausfall an einer der Vollmers… ein Mitwirkender im weißen Kittel und mit Werkzeug in der Hand gehörte einfach immer dazu. Meine eigene etwas später von Herrn Vollmer aus Plochingen erworbene Bandmaschine Typ 166 war zwar teuer, hat aber auch NIE richtig funktioniert… Warum sollte es mir besser gehen als dem SDR? Aber Eberhard Vollmer gehört zur Rundfunkgeschichte und seine Geräte finden sich auch im Museumsbestand der Funkstunde.
Thema Rundfunk hier schon wieder: Wir waren dabei, mit unversiegender Begeisterung; in jenen Jahren kein Gedanke daran, dass diese Welt einmal restlos verschwinden könnte. So kam man, ich muß es immer wieder feststellen, leider nicht auf die Idee, so viel als möglich aus dieser Zeit zu dokumentieren. Erst viel später in der trostlosen Umgebung der „Nebenbeimedien“ belebten wir die Bemühungen um die Geschichte im Rahmen unserer wiedergegründeten Funkstunde mit Nachdruck.
Und jetzt ein Sprung zurück ins eingangs zitierte Cafe Sommer: Erst vor etwa einem Jahr erfuhr ich, daß genau in den Räumen des Cafes und im Bereich des Probenraums des Stuttgarter Kammorchesters das erste Funkhaus des Süddeutschen Rundfunks beheimatet war, was ich damals überhaupt nicht ahnte.
Das waren also unbewußt 6 Berufsjahre auf sehr rundfunkhistorischem Boden.
Nun etwas zur Technik der fast 50 Jahre alten Anlage. Sie ist und bleibt für mich das Maß der Dinge außerhalb des Studios, das ganz anders ausgestattet ist, was nicht heißen soll, beßer. In Gesprächen oder Foren sind immer wieder auch kritische Beurteilungen über die OX zu hören, aber es fehlt den Betreibern heute einfach einiges an Wißen und Erfahrung, um die Lautsprecher optimal zu erleben. Zuerst ist die Einmeßung auf den Abhörraum mit den gegebenen Reglern nicht ganz einfach. Und dann habe ich nach der langen Betriebszeit vor ein paar Jahren doch erkennen müßen, daß etwas nicht mehr ganz stimmte mit dem Klang. Eine Nachmeßung des Frequenzgangs ergab eine deutliche Senke in den oberen Mitten, die einfach mit „Bordmitteln“ des OX nicht mehr so einstellbar war, wie es der Sollkurve entsprach.
Nach längerer Suche stellte sich heraus, es waren die im Originalzustand eingebauten Mitteltontreiber T 25 A, die innerhalb ihres übertragungsbereiches einen deutlichen Höhenabfall aufwiesen, mir bleibt nur die Erklärung, daß die Membranen verhärtet waren und dadurch die Veränderung entstand. Als Nachfolger habe ich mit Beratung durch Electro Voice neuere Mitteltontreiber Typ 1828c eingebaut (paßen direkt auf das vorhandene Horn 8-HD), damit war alles wieder „gerade“.
Für den Rundfunk war der OX wie üblich als aktiver Lautsprecher ausgerüstet mit dem Röhren Einschub-Endverstärker V 30. Der bekannte Otto Diciol, Verfaßer des Klaßikers „Niederfrequenz Praktikum“, bescheinigte in der Funkschau 1963 Heft 2 dem V 30 eine hohe und voll für Rundfunkanwendung geeignete Qualität.
Der V 30 hat für den Einsatz im Lautsprecher OX eine zuschaltbare Tiefenanhebung von etwa 6 dB zwischen 30 und 250 Hz. Diese Entzerrung ist beim VS 71, deßen Endstufen ansonsten praktisch schaltungs- und leistungsgleich sind, nicht vorgesehen, so daß die Ansteuerung der OX mit einem VS 71 je nach Raum im Bereich der Tiefen ein kleiner Kompromiß bleibt, denn die „Kuhschwanz“-Anhebung der Tiefen im VS 71 führt nicht ganz zum idealen Ergebnis, ist aber akzeptabel! Natürlich kamen etwas später auch 2 V 30 ins Haus, zeitweilig war die Anlage dann mit einem ßV Vorverstärker und den V 30 im Betrieb.
Beim V 30 stören bei einigen Exemplaren, verursacht durch Streuungen in der Transformatorenherstellung, geringe Brummprobleme, die sich auch durch die beste Siebung und die im Laufe der Serie ab Werk-Nr. 700 eingeführte Gleichstromheizung der Vorstufe nicht beseitigen laßen. Wieder hat diese Fehlersuche etwas gedauert, aber auf Anfrage verrate ich das Geheimnis… Und noch ein Tip: Der Eingangsübertrager des V 30 ist bei vielen Verstärker- Exemplaren defekt, er trägt die Bezeichnung V 442, ist aber elektrisch völlig baugleich mit dem T 179/1 aus dem TAB V 74/ V 74a… und die mechanische Bauform des V 442 wird noch heute nach 50 Jahren von Helmut Haufe in Usingen auf Bestellung gefertigt! Unglaublich in unserer Wegwerf-Zeit.
Zum Empfangsteil FM-SX ist nicht viel zu sagen. Es ist ja ein amerikanischer Dynaco Bausatz, von K&H profeßionell zusammengesetzt und in ein bis heute zeitlos schönes Gehäuse verpackt. Es gab 3 Ausführungen: Mit originalem Röhren-Stereodecoder, mit K&H-eigenem Transistor-Decoder ohne und später mit Pilottonfilter. Schade, daß wohl dieser Empfänger als erster Bestandteil der Anlage in die Museumsvitrine wandern muß, wenn die unsinnige Idee der EU, alle analogen UKW-Sender abzuschalten, verwirklicht werden sollte! Aber für`s inzwischen ordentlich nach Generalplan auf das widerspruchslose Freßen von Klangmüll konditionierte Volk reicht ja „Nebenbeimusik“ im MP3 „Format“! Wie sagte kürzlich ein Rockmusiker: Das ist die einzige Industrie, deren Erzeugniße immer schlechter werden! Neil Young drückte es noch klarer aus: CD ist Betrug!
Wie gut, daß es sich politischer Willkür entzieht, die gute alte LP oder Tonbänder zu verbieten. Und überall entstehen bei Fans kleine Inseln, auf denen die analoge Zeit weiterlebt. Nur so hat die etwas jüngere Generation noch die Chance, den verlorenen Klang der Vergangenheit zu erleben. Und bei mir steht dazu für den großen Plattenschatz seit den besagten Stuttgarter Jahren der Thorens TD 124 II mit einem Ortofon System SPU! Ja, das gab es vor fast 50 Jahren schon.
Danken möchte ich Herrn Dr. Jörg Hucklenbroich für die historischen Fotos vom alten Waisenhaus und Frau Cäsarina Maisch, die sich auch nach langer Zeit noch an den Vornamen Hugo des Tonmeisters Herold erinnern konnte, mir war er entfallen.Der Funkstunde-Gerichtsreporter berichtet…
Das Urteil des Amtsgerichts Köln, um das es hier gehen soll (es betrifft Alkohol am Steuer), bedarf einer kleinen Vorbemerkung, damit Sie die besondere Bedeutung der Entscheidung so richtig würdigen können… Arthur Schopenhauer war wohl kein begeisterter Deutscher, räumte aber immerhin ein, daß unsere Sprache eine der differenziertesten überhaupt sei, am besten dazu geeignet, seine Gedankengebäude darstellen zu können. Wie bescheiden war der Mann! Für SEINE Welt als Wille und Vorstellung reichte ihm noch der, wie uns heute jeden Tag beigebracht wird, offensichtlich armselige deutsche Wortschatz. Wie herrlich weit haben wir es dagegen inzwischen gebracht! Denn der Beseitigung dieses Mangels nahm sich glücklicherweise in unseren Tagen besonders die Automobilindustrie an und wurde sprachschöpferisch tätig. Da lesen wir ein um viele Kostbarkeiten bereichertes Deutsch, und ich zitiere etwas davon ohne Gewähr, da ich selbst nicht weiß, was es bedeutet (wohlgemerkt alles geschrieben in Deutschland für deutsche Käufer): Mehr Automobil… Erlebnis für die Sinne… 2,7 L V6 HDi FAP Bi-Turbo Triebwerk… TrueBlueSolutions… Getriebestütze… das neue Bionik-Design… adaptive air suspension… FahrSystem IDS Plus.. Common Rail… Intuitive Intelligenz… Wird er Ihnen einmal das Leben retten, ohne daß Sie es merken?ARNOLD FREY, Wedel… Neuigkeiten.
TATORT, SOKO, KOMMIßAR, und noch mehr Tote…
Eine Drehbuchregel besagt, daß die erste Leiche nach 1:30 Minuten den Krimi „beleben“ muß, sonst dämmert das Intereße des Zuschauers dahin… Die Filmleute der letzten 10-20 Jahre haben diese Regel kaum noch gebraucht, fast immer erscheint vollautomatisch bei ihren Meisterwerken die erste Tote von der ersten Sekunde an, unüberseh… nein unüberHöRBAR! Es ist die „Musik“, jedenfalls das, was man uns unverschämterweise als solche verkaufen zu können glaubt! Da kloppen Nichtmusiker, ehrlicherweise neuerdings oft auch nur noch als „Sounddesigner“ im Abspann genannt, das ödeste Computer-Tongedröhn in ihre Alleinunterhalter-Keyboards. In der NDR Hauszeitung wurde das Thema unter dem Titel „Musik zum Abschalten?“ jüngst angesprochen, natürlich hübsch „ausgewogen“ und in diplomatischer Verdünnung. Die Leser wurden aufgefordert, ihre Meinung zu sagen, das tat ich, erhielt selbstverständlich nicht einmal eine Antwort, vielleicht war meine Ausdrucksweise zu ungehobelt… Dazu zitierte schon der wirkliche Filmmusiker Alois Melichar Heinrich Heine:Doch die Kastraten klagten, als ich meine Stimme erhob; Sie klagten und sie sagten: Ich sänge viel zu grob.
Hier also der Inhalt meiner Antwort zur Film“musik“ unserer Tage: Sehr geehrter Herr Patzwahl, Musik zum Abschalten? Das beschreibt die Situation des größten Teils der heutigen Filmmusik nur sehr unzureichend! Zum Abschalten? Eher wird dem, was den meisten Gebrauchsfilmen heute unterlegt wird, die durch Kanzler Schröder geadelte Kommentierung „Es ist zum K…“ gerecht! Ich gehöre der Generation an, die noch an Straßenecken oder auf Jahrmärkten eine Spezies Musiker kannte, die es heute kaum noch gibt: Auf dem Rücken eine große Trommel, bedient per Fußmaschine, um den Hals ein Drahtgestell, an dem der Schnauzenhobel befestigt war und mit den Händen hatte er immer noch weitere Instrumente in Bearbeitung. Dieser Tausendsaßa hatte die schöne Bezeichnung „Multibläser“! Was dieser Musiker erzeugte, hebt ihn in der Rückschau glorios um Lichtjahre ab von seinen modernen Nachfahren, jenen armen Wichten der Musik, die als Computer-Alleinunterhalter sinn- und substanzlose Tonfolgen in ihre PC`s hämmern und eben von Tuten und Blasen so gut wie nichts wißen oder gelernt haben! Ich weiß sehr gut, wir haben außer Herrn Morricone, Herrn Rota und 2-3 weiteren echten Komponisten, KEINEN (Herrn Zimmer und andere eingeschloßen) Musiker mit der genialen Meisterschaft eines Theo Mackeben, Georg Haentzschel, Werner Bochmann, Alois Melichar, Werner Eisbrenner, Edmund Nick, Peter Kreuder, Walter Gronostay, Karl Sczuka, Norbert Schulze und vielen anderen. Die traurige Entwicklung der sog. „ernsten“ Musik ließ mit ihren „Vorbildern“ a la Stockhausen ja auch nicht gerade Nachwuchßchulen entstehen, die gewichtige Musiker hervorbracht hätten. So müßen wir, wenn wir nicht von der bei uns oft genutzten Möglichkeit des Abschaltens Gebrauch machen, beinahe ausnahmslos das immer gleiche und völlig austauschbare Elektronengedudel unter unseren Filmen ertragen! Da sind unter Einschaltung des immer gleichen Halls sinnlose Tonfolgen unterlegt, ohne jede Individualität des Klanges, des Raumes, des „Einfalls“, ganz sicher auch ohne jede musikalische Entwicklung. Entgegen den vielen Zweckgerüchten sind Computerklänge eben nicht ach so vielfältig, farbig, ausdruckßtark usw., sondern im Vergleich zu menschengemachter und menschlicher Musik einfach nur unendlich armselig… und einfach unmenschlich! Gema-Probleme sollten für einen großen öffentlich-rechtlichen Sender nun wirklich zu lösen sein und sind als Begründung für das Verabreichen primitivsten musikalischen Restmülls nicht zu akzeptieren! Ich bitte um Nachsicht für meine klare Außprache, aber ich habe zu viel Zeit meines Lebens als Musiker (u.a. auch als Konzertmeister im SO des NDR) verbracht, um mit „ausgewogenen“ Floskeln meinen Zorn über Unmusik auszudrücken! Mit freundlichen Grüßen Johannes Brüning