Liebe Freunde und Vereinsmitglieder der FUNKSTUNDE!
FUNKSTUNDE Radio geht auf Sendung.
Einst wurde das Radio als die schönste Nebensache der Welt bezeichnet. Und dies zu recht. Was war das für ein Klang, mit dem die Rundfunkanstalten uns Hörer verwöhnten. Nicht E-, U- oder T- Musik war die Frage, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, wichtig war, wie kam dieser Wohlklang zustande? Die Aufnahme – TECHNIK spielte dabei die entscheidende Rolle.
Diese Höhepunkte wurden nicht digital, sondern analog erreicht. Was aus den Funkhäusern versendet wurde, hatte Weltstandard. Das Programm bestand überwiegend aus Eigenproduktionen, die Schallplatte im Rundfunk blieb eine Randerscheinung. Und was fällt uns heute zum Thema Radio ein? Dudelwelle, Programmformate, Abspielstation für (payola) Industrie-CD’s.Damit Sie nicht abschalten müssen, geht ab sofort das FUNKSTUNDE Radio an den Start. Ein Klick auf unseren Button FUNKSTUNDE Radio und Sie haben die Programmauswahl. Das Programm ist noch nicht sehr umfangreich, wird jedoch fortlaufend aufgefüllt. Wir verwenden analoge Quellen und keine Industrieaufnahmen, nur Produktionen der ARD aus der analogen Zeit und Eigenaufnahmen der FUNKSTUNDE oder historische Plattenaufnahmen, die anders nicht greifbar sind. Allerdings bedienen auch wir uns der modernen Medien, weil Sie uns sonst nicht hören könnten. Das Besondere an unserem Radioprogramm: Sie haben die Möglichkeit, die vorliegenden Musikwerke im analogen Urzustand im Studio der FUNKSTUNDE nachzuhören.
Die Mutterbänder werden von den originalen Tonbandgeräten, T 9, M10 oder M15 (a) mit den Geschwindigkeiten von 76cm/sec oder 38cm/sec abgespielt. Besuchen Sie die FUNKSTUNDE! Hören Sie die FUNKSTUNDE! Wenn Sie nach Hause gehen, werden Sie davon überzeugt sein, daß eine gute Aufnahme nichts von ihrer Faszination verloren hat und das Radio ganz zu recht als die schönste Nebensache der Welt bezeichnet wurde.Wir freuen uns auch, vermelden zu können, daß unsere Funkstunde die Vereinsmitgliedschaft auf Gegenseitigkeit mit der GFGF, Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens, vereinbaren konnte.
Unsere Interessen- und Arbeitsgebiete liegen sehr nahe beieinander, besonders im Bereich Technik des Rundfunks und deren Entwicklung, und dazu gehört die Würdigung der Wegbereiter von Programm und Technik, die das heute alltägliche kleine Wunder ermöglicht haben.
Die Zusammenarbeit bietet beiden Vereinen eine Erweiterung ihrer Arbeitsmöglichkeiten, wir werden z.B. unser Archiv erfassen und so für alle leichter zugänglich machen. Für eine erste Information: www.gfgf.org.In einer der nächsten Ausgaben wird die “Illustrierte Funkstunde“ mehr zur GFGF bringen.
Auch über Abonnenten für unsere FUNKSTUNDEN Zeitung würden wir uns freuen. Sie kostet nix, nur einen Klick auf unserer Website.
Jetzt mutig die Radiotasten gedrückt, vielleicht ist Ihre Musik dabei? Aufwiederhören! Aufwiedersehen bei der FUNKSTUNDE.
Auf zum Radio…
Die FUNKSTUNDE gewinnt immer mehr Freunde, das Interesse an unseren Themen wächst ständig, und so haben wir uns über eine Mail von Wolfgang Burmeister aus Hamburg sehr gefreut, siehe dazu den nächsten Artikel.
Monika Wersche
Wolfgang Burmeister-Meine Radiogeschichte
Bevor wir den “alten Hasen“, Herrn Burmeister, zu Wort kommen lassen, seien ein paar Stationen seines beruflichen Lebens erwähnt.
Er begann seine Lehre 1947 bei der Firma MAIHAK als Feinmechaniker; arbeitete in der Produktion von Gasprüfgeräten und später wirkte er bei der Herstellung des Reportofons MMK 3 mit. Weitere Stationen waren die Telefonfabrik “ATF“ in Hamburg, ebenso ein Begriff aus der alten Studiotechnik wie die Firma Arnold Frey, die keinem Sammler alter Verstärker und Lautsprecher unbekannt ist.
Den Großteil des Arbeitslebens verbrachte Wolfgang Burmeister dann bei Lufthansa Technik.
Die FUNKSTUNDE sammelt zwar keine Radios , sondern befaßt sich mit der anderen Seite des Rundfunks, den Sendestudios. Aber die so lebhaften Radioerinnerungen von Wolfgang Burmeister haben auch ihren Platz bei uns.
Denn ein Sender ohne Hörer, was wäre das?
Und hier geht es zur Radiogeschichte von Wolfgang Burmeister. (Im PDF Format)
Circulus vitiosus musicae.
Die Suche nach einem Titelbild für die folgende Geschichte war sehr einfach: Da klebt doch in einem Album noch mein altes Foto von einer Reise nach Wien!
Treffender ging’s nicht! Warum, werden Sie später erkennen! Um es mit dem “Funzionär“ von Günther Neumanns Insulanern zu sagen (die Älteren werden sich noch an die RIAS Sendungen erinnern): …und damit, meine lieben Jenossinnen und Jenossen, komme ick nunmehr zu unseren heutigen Themata! Jahrhunderte lang mühten sich Physiker, Künstler und Grübler vieler Disziplinen um die Konstruktion eines Apparates, der aber in der Realität nie funktionieren wollte, dem Perpetuum mobile. Die Erwartungen an das Gebilde waren bescheiden (und doch unerfüllbar), es sollte sich nach dem Ankurbeln ohne weitere fremde Energiezufuhr einfach nur endlos weiter drehen, so als Ding an sich….Daß ein solcher Apparat etwa noch dazu taugen könnte, mehr Energie zu erzeugen als er zum Betrieb benötigt, davon träumte nicht einmal Leonardo! Erst die neuere Physik erkannte schließlich, warum es sich nicht drehen kann! Aber die Erfinder ließen nicht locker und als die moderne Musikindustrie sich der Sache annahm, wurde aus dem schönen Traum vom Perpetuum mobile in den vergangenen 30-40 Jahren in der Welt des Hörens ein Alptraum-Riesenrad, der Teufelskreis der Musik, der Circulus vitiosus musicae! Die Funktionsweise dieses Kreislaufsystems erklärt sich sofort von selbst, wenn man den Begriff “Energie“ gegen das Wort “Geld“ austauscht, wobei ich meine Leser im Zusammenhang mit unserer folgendenBetrachtung bitte, immer Geld mit Musik gleichzusetzen, hier ist allerdings nicht MUSIK gemeint, sondern “Musik“, Definition später. Die neue Technik ist für deren Erfinder wirklich einzigartig, und nun drehen sie das große Rad, denn es hat eine Fähigkeit, die das alte Pm als nutzloses Spielzeug erscheinen läßt: Die Physik ist geblieben, deshalb muß man dem neuen Kreislaufsystem zum fortlaufenden Betrieb zwar Energie/Geld zufüttern, anschließend kommt dann aber alles vervielfältigt wieder heraus! Die Rede ist vom gigantischen Kreislaufsystem der Zwangsbeschallung mit Musik, wobei Musik in diesem Zusammenhang als Aliaswort für “Songs, Sounds, Titel, Hits“ steht!
Das Geschäftssystem dieses CVM funktioniert in etwa so: Zum Ankurbeln des neuartigen Perpetuum mobile muß ihm Energie in Form von “Titeln“ zugeführt werden, aber da NIEMAND weiß, welchen “Musikstil“ die junge Generation gerade HEUTE bevorzugt, und diese Frage innermusikalisch auch nicht zu klären ist, wird das empirisch erprobt, wie mir ein Tontechniker erklärte: Ich schmeiße 10 Titel an die Wand, und vielleicht bleibt einer kleben! Und der wird dann abgekratzt und (vielleicht mit etwas Anschubzuschuß) der Verwertung zugeführt. Gleich, ob er dann ein CHART-HIT wird oder nur mäßig erfolgreich bleibt, irgendein Profit ist sicher, denn zu unserem System gehört etwas, wovon jeder Warenhersteller nur träumen kann: Zwangsabnehmer! Jubeln würde wie die Musikindustrie auch die gesamte sonstige Wirtschaft, wenn sie sicher wäre, dass ihre “Kunden“ zum von ihr bestimmtem Zeitpunkt ein Auto, eine Mikrowelle oder neue Möbel kaufen MÜßTEN!!
Aber wie konnte es zu dieser Situation kommen? Die heute entmündigten Käufer wurden zunächst mit Feuerwasser-an-Indianer Methoden darauf konditioniert, musikfreie Musik zu schlucken, die, ähnlich wie oben beschrieben, in Alchemistenlaboren von Nichtmusikern experimentell erzeugt und erprobt wird. Aldous Huxley sagt sinngemäß: Sie werden es lieben, was sie kaputt macht! Und so wird mit diesem Ton-Feuerwasser der ständig schwindenden Sensibilität der Jungen der Rest gegeben, wozu auch noch die fehlende kulturelle Erziehung der letzten Jahrzehnte beiträgt, alles gleichgültig. Aus dem wachsenden Zuspruch absichtlich fehlgeleiteter Musikjunkies, die man sich gezielt herangezogen hat, leiten nun die Betreiber des CVM ab, daß es für ALLE Menschen zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt ein Vergnügen sei oder gefälligst ZU SEIN HAT, mit “Musik“ zwangsgefüttert zu werden. Und dann wurde und wird losgelegt: Fast die gesamte Gastronomie dröhnt, es dröhnen die Geschäfte, Kaufhäuser, Bahnhöfe, Flughäfen, Skipisten, Schwimmbäder, Arztpraxen, Werkstätten, es dröhnt rücksichtslos aus Walkmännern in Bussen und Bahnen, sogar Strände (ich schreibe diese Zeilen auf Lampedusa) gibt es kaum noch musikfrei. Vor dem Start eines Verkehrsflugzeuges ist die “Entspannungsmusik“ von der Kabinendecke brüllender als das Anlassen der Triebwerke, ähnlich ist es in fast allen Reisebussen. Mit der Bundesbahn habe ich einen nur wütend machenden ergebnislosen Briefwechsel wegen Beschallung eines Speisewagens geführt. In Heide/Holstein wurde eine ganze Straße mit großen Lautsprechersäulen zentral beschallt, unfaßbar! Und kein Krankenzimmer bleibt ohne Musiklärm vom Zimmernachbarn.
MIT HAYDN GEGEN HABENICHTSE
Vor einigen Jahren las ich einen kurzen Bericht über eine amerikanische Buletten-Bratstube, die speziell Teile des jugendlichen Publikums vom Genuß der Köstlichkeiten in ihren Räumen fernhalten wollte. Die Lösung: Siehe die Überschrift. Es soll gewirkt haben. Das gleiche Rezept, Klassik aus dem Lautsprecher als Ersatz für Polizeiknüppel, wurde am Hamburger Hauptbahnhof, auch mit Erfolg, angewandt. Unsere Musikpolizisten sind Wolfgang Kaiser, Klavier, Johannes Brüning, Violine und Peter Trexler, Violoncello. Es war und ist jedem Musiker oder sonstigem etwas differenzierten Beobachter selbstverständlich völlig offensichtlich, daß Musik auf den Hörer eine seelische Wirkung ausübt, in sein Innenleben eingreift. So direkt möchte man diese Tatsache aber aus guten Gründen natürlich nicht einräumen, denn das müßte seit langer Zeit zu grundrechtlichen Konsequenzen aus dem Anspruch auf körperlich/seelische Unversehrtheit führen! Eine schizophrene Situation: Mit Haydn kann man wirkungsvoller als mit Polizeianordnungen musikalisch “umgedrehte“ Menschen vertreiben. Ein offeneres Eingeständnis der Manipulationsmöglichkeiten mit Musik ist kaum denkbar! Aber im Zusammenhang mit der Zwangsverabreichung von Pop soll der Eingriff in unser Inneres legal sein? Einfach selbstverständlich setzt man stilles Einverständnis der vergewaltigten Opfer voraus! Man verläßt sich auf deren (leider erfolgreiche) jahrzehntelange Konditionierung!
Aber sogar die versagt im Sonderfall von Zwangs-Pop in Überlautstärke, DER anerkannten Foltermethode gegen Drogenfürsten oder Gefangene, wobei aber jugendliche Masochisten, die sich FREIWILLIG zur Zerstörung ihres Gehörs und ihrer Nerven bei Discos zur Stelle melden, wiederum beweisen, dass der Faktor Selbstbestimmung sogar bei Gewaltanwendung von Musikwaffen eine entscheidende Rolle spielt. Es herrscht z.Zt. noch eine grobe Ungleichbehandlung der Selbstverfügungsrechte über Körper und Seele: Bei schwerer Erkrankung kann ich verfügen, daß die Zwangsernährung des Körpers zu unterlassen ist, und wehe dem Arzt, der meiner Verfügung nicht folgt, er lernt den Kadi kennen! Dagegen wird die Bitte um akustische Gnade zur Schonung meines Inneren in einer Gaststätte belächelt und mit dem (völlig unbewiesenen) Hinweis, dass ALLE das so haben möchten, natürlich abgewiesen….
Die Betreiber der beschriebenen Zwangsbeschallungsmaschinerie nutzen einfach brutal einen weißen Fleck im Gesetzbuch! Für jede äußere Beschädigung meines Körpers hat die Justiz Paragraphen bereit, und die meisten Verletzungen lassen sich ja auch objektiv feststellen, vom blauen Fleck bis zur tödlichen Schußwunde. Um ungewollte Eingriffe in meine Gefühle, die mich vielleicht nur belästigen oder über Zorneswallungen meine Herzkranzgefäße belasten, kümmert sich der Gesetzgeber nicht, denn die Schäden und Wirkungszusammenhänge sind mit mechanistischen Methoden nicht so recht belegbar, auch wenn seit antiken Zeiten die Wirkung von Musik auf unser Innenleben bekannt ist und genutzt wird. Das wußte schon König David mit seiner Harfe und es wird in unserer Zeit belegt auch durch die Musiktherapie. Es gibt wenigstens für das private Zusammenleben ein paar gesetzliche Regelungen und richterliche Entscheidungen zu unserem Thema, die gegenseitige Beschallungsprobleme regeln, aber im öffentlichen und gewerblichen Raum darf leider bisher frei gewildert werden.Es wird höchste Zeit, daß das Recht auf akustische Selbstbestimmung, speziell in Bezug auf Musik, einen grundgesetzlichen Schutz bekommt! Entsprechende Initiativen gibt es überall, (siehe z.B. das Projekt Hörstadt Linz), leider ist deren Einfluß noch viel zu gering!
Die “Altrömische Dekadenz“ oder was hat uns Kaiser Vespasian heute zu sagen????
Mit warmen Worten hat unser Außenminister das Leben im späten Rom kürzlich in Erinnerung gerufen, für mich der letzte Anstoß, das Thema CVM endlich zu bearbeiten. Sehen wir uns also jetzt den miesen Dreh mit dem rotierenden Goldesel-Riesenrad genauer an. Das einzigartige Geschäftsmodell läuft so: Jeder freundliche Wirt, Arzt, Bahnhofsvorsteher, Taxifahrer, Supermarktbesitzer und die unzähligen anderen Verteilstellen von Musik-Ersatzstoff schütten den akustischen Dreck ganz sicher nicht in unserem Interesse in unsere Ohren, sondern tun es, weil sie meinen, darauf vertrauen dürfen, daß, siehe Huxley, der Gefolterte die Qual ersehnt, er wurde ja darauf abgerichtet! Diese Ausübung der Vergewaltigung jedoch kostet aber jeden Aufsteller von Lautsprechern Geld, der Betreiber muß bezahlen, erst für seine technische Anlage, dann für die Tonträger und danach ständig weiter an die Verwertungsgesellschaften Gema und GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten)! WER kommt am Ende für die Kosten auf?? Natürlich WIR Kunden/Opfer! Also, da der Wirt uns bestimmt nichts schenken will, kommt in seine Kalkulation des Jägerschitzels (wie schön wäre es, wenn ich einmal Schnitzel “ohne“ bestellen könnte) oder jeden Bieres auch ein bestimmter Anteil für die so schein-freundlich daherkommende “Musik“! Der Skipass enthält diese Kosten ebenso wie die Bahnfahrkarte oder die Taxirechnung.
Der neueste Modefetzen kommt nicht ohne die im Preis anteilig versteckte Zahlung für die dröhnende Box am Ladeneingang in die Tüte. Die gebrochenen Knochen am Skihang bekommen nicht “Heile, heile Gänschen“ von einem Helfer zu hören, sondern die Beats der Schnee-Disco. Und so ist es mit zahllosen Alltagssituationen, sobald wir das Haus verlassen. Eine der wenigen löblichen Ausnahmen sind die Verkaufshallen des großen Lebensmittel-Discounters mit dem A im Symbol. Nicht ohne guten Grund werden dort die Kosten für Beschallung vermieden, und das kommt, auch wenn es nur wenige Cents im Jahre ausmacht, uns Kunden doppelt zugute. br>Aber jetzt zurück zu Vespasian und seiner im alten Rom experimentell belegten Erkenntnis: “Pecunia non olet“. Hier irrt der alte Kaiser doch: Mir stinkt es gewaltig, daß ich für den Besuch des stillen Örtchens, eben weil es meist nicht still ist, über Gema und GVL zur Kasse gebeten werde! Denn der Wirt muß auch für den dort installierten Lautsprecher Gebühren Zahlen, die er selbstverständlich in meine Schnitzel-Rechnung einarbeitet!
Frühere Generationen kannten die allgegenwärtige Zwangsbeschallung in der heutigen Form nicht! Es gab nur für ganz wenige sehr Reiche mechanische Spielwerke (wie z.B. Flötenuhren, für die Haydn oder Mozart Werke komponiert haben), und die Fürsten hatten ihre privaten Orchester, fahrende Musikanten traten auf, aber das ist alles nicht zu vergleichen mit unserer heutigen Ton-Vorhölle. Erst die Technik des 20. Jahrh. machte es möglich, für Pfennige Musik aus Dosen erdröhnen zu lassen, und das Entscheidende dabei ist, daß keine Menschen mehr für diese “Darbietungen“ gebraucht werden, von der Herstellung der Konserven einmal abgesehen, aber selbst die sind bei der neueren Fabrikationspraxis weitgehend überflüssig geworden, MEINEN zumindest die Produzenten und hämmern auf die Tasten ihrer Musik-Computer.
Mußte der Kneipenwirt in alter Zeit eine Kapelle engagieren, um zum Tanztee zu bitten, zu dem dann Menschen für Menschen auf- spielten, welch ein Vergnügen, denn ich KONNTE, MUßTE aber nicht m 17 Uhr sein Cafekonzert besuchen: Aber mit den Methoden der legendären Salamitaktik hat es fast die gesamte Gastronomie geschafft (zumindest glaubt sie das zu ihrem geldwerten Vorteil), daß ihre Gäste das Einspielen vollkommen WERTLOSER Tonträger aus technischen Geräten als eine Leistung für den Besucher ansehen! Nein, diese Musik-Placebos aus dem PC sind keine Gabe an den Kunden, es ist reiner Zynismus!Aber inzwischen kommt ja nicht nur gefälschter Schund auf den (Platten)-Teller, sondern auch auf den Eßteller, wir möchten gefälligst mit Chemikalien zusammengepreßte Fleischfasern als Schinken oder ein anderes Chemieprodukt als Käse fressen!
Und so wächst das üble Perpetuum mobile ständig weiter: Je mehr von dem Ton-Zeugs zwangsweise auf unsere Ohren hämmert, desto mehr Geld strömt in die Kassen der Hersteller, was diese wiederum in die einmalige Lage versetzt, immer mehr der stinkenden Ware erzeugen und verteilen zu können! Das ist das wahre Perpetuum mobile! Das Preisschild vom Titelfoto beweist es: Im Wien der 50er Jahre bezahlte man zwar für den Abfluß, aber, welch gute alte Zeit, nicht dafür, während der “Sitzung“ mit akustischen Verdauungsprodukten von oben berieselt zu werden.
PS: Für den (hoffentlich seltenen Fall), daß ein Leser modernen Pop wie den der beschriebenen Art gerne hört, bitte ich um Nachsicht für meine abwertenden Urteile, die ich aber mit dem Wissen um diese Dinge aus einem langen Leben als Musiker abgebe und die für mich nicht zu diskutieren sind. Für einen Musiker ist es restlos unerklärlich, wie man den betreffenden Popmüll als Musik ansehen kann! Eine “Musik“, der ALLES fehlt, was in rund 1200 Jahren im Abendland erfunden, erarbeitet, erkämpft wurde: Melodik, Harmonik, Dynamik, Rhythmus, Form, Entwicklung, Spannung, Einfall usw., und das Ganze auch noch zusammengekloppt von tumben Elektrikern auf ihren Alleinunterhalter-Keyboards! Natürlich steht es jedermann uneingeschränkt frei, in seinen 4 Wänden zu hören, was er möchte, solange ich nicht zum Mithören gezwungen werde!
Im Rahmen meiner Beobachtungen des CVM ist trotzdem, auch wenn es anders erscheinen mag, die Art der Musik nur in zweiter Reihe mein Kritikpunkt, ich stelle nur mit Bedauern fest, daß die heutige musikalische Zwangsernährung zu über 90% aus primitivstem Pop besteht, mit dem es wohl leichter war, als es mit Bachs h-moll Messe gewesen wäre, die beschriebene Konditionierung der Hörer fürs große Geschäft zu erreichen.
Der zentrale Punkt meines Widerspruchs und Widerstands ist und bleibt aber die Ausübung von Zwang gegen mein Innenleben! Zusammengefaßt:
Ich verbitte mir (und eine wachsende Zahl von Menschen mit mir) jegliche fremdbestimmte Verabreichung von Musik einschließlich Klassik nachdrücklich! Das heißt: An keinem Ort, einschließlich dem kleinen Raum mit dem Herz in der Tür, will ich “Herzilein“ oder die Kleine Nachtmusik ins Ohr gedrückt bekommen !
Telefunken R 65?… Nie gehört!
Mitte der 50er Jahre (das genaue Datum kann ich nicht mehr feststellen) kam ein Anruf von einem alten und verehrten Freund, dem Generalmusikdirektor, Komponisten und Musikphilosophen Hans Herwig: Hänseken, morgen macht der WDR eine Probeaufnahme in der Balver Höhle, komm mit Deiner Geige! Hans Herwig gehörte zu den Initiatoren der Pläne, das Naturwunder im Sauerland zu einem Konzertsaal zu machen, er berichtete von Erfahrungen mit der einzigartigen Akustik dieses Raumes. Also erschien der kleine Ü-Wagen des WDR, und für mich, besessen von der Rundfunktechnik, wurde die Aufnahme zum unvergessenen Erlebnis der Mischung, MEINER Mischung, von Musik und Technik. So spielte ich den ersten Satz aus Bachs Solosonate C-Dur, vor mir in der Höhle stand ein Mikrofon Neumann M 49, gespeist aus einem Maihak Batteriekoffer B9.
Ein Fremdenführer erzählte etwas zur Geschichte der Balver Höhle, er versprach sich, offensichtlich ein Mikrofon nicht gewohnt, aber genau das war ein Glücksfall, wurde zu DEM Technikereignis. Der Toning. ließ mich im Ü-Wagen zusehen- und hören beim Schnitt der Aufnahmen! Das alte NWDR Foto zeigt genau den Typ Ü- Wagen, eingebaut waren ein Mischpult Maihak V 45 und 2 der Telefunken R 65!Diese Maschinen, speziell für mobilen Betrieb gebaut, kannte ich bis dahin nicht, aus den Funkhäusern waren mir ja nur die “normalen“ T 9 oder deren Vorgänger geläufig. Das Besondere: Die R 65 läuft mit Bordstrom von 12 Volt, ein gewaltiger Vorteil beim netzunabhängigen Betrieb.
Es waren keine großen Umformer von 12 Volt auf Netzspannung mehr erforderlich, es genügten kleinere Batterien und längere Aufnahmen ohne Stromanschluß wurden möglich.
Die großen Übertragungsfahrzeuge aus der Zeit benötigten für die netzunabhängige Versorgung der Pulte und stromhungrigen Magnetophone T 8 oder T 9 zentnerschwere Batterien, die auch noch die relativ hohen Verluste der rotierenden Umformer aufbringen mußten. Der fliehkraftgeregelte 12 V Tonmotor der R 65 ist gleichzeitig Umformer für die Anodenspannung des zugehörigen Aufnahme/Wiedergabeverstärkers V 98! Beim Suchen von Band-Schnittstellen per Hand ohne laufenden Tonmotor wurde der Wiedergabeverstärker zur Überbrückung von einer Anodenbatterie gespeist.Netzunabhängige Bandmaschinen gab es schon bei der RRG bzw. für die Wehrmacht, u.a. den Tonschreiber c, und sehr früh beim Wiederaufbau des Rundfunks nach dem Kriege ging die Entwicklung weiter. Schon im Dezember 1951 kam der Vorgänger der R 65, die R 64 heraus.
Offensichtlich auf der Grundlage des Chassis der gleichzeitig in den frühen 50er Jahren für den semiprofessionellen Markt entwickelten AW 2. Der Bandantrieb erfolgte durch den beschriebenen Umformer-Tonmotor und mit einer Bandgeschwindigkeit von 76,2 cm. Eine R 64 habe ich leider in natura nie gesehen… Im April 1953 erhielt die Maschine dann bei insgesamt nicht sehr verändertem technischen Konzept ein eigenes Gesicht, eine verkleinerte Mischung aus T 9 und M5, aber völlig unverwechselbar Telefunken!Immer noch mit 76 cm/sec Bandgeschwindigkeit. Die Umstellung auf 38,1 cm/sec erfolgte dann im Juli 1957 mit der R 65a. Alle 3 Modelle haben die Bandtellergöße 27 cm für 700 m Studioband. Die Verstärker sind bei allen 3 Bauformen jeweils nur gering modifiziert worden. Eingangspegel + 6 dB, aber abweichend von “normalen“ A-W Verstärkern gibt der Wiedergabeverstärker bei der R 64 und R 65 nur – 20 dB ab, nur bei der R 65a dann Normpegel + 6 dB. Der kombinierte A-W Verstärker V 98 ist in einer Verstärkerwanne zusammen untergebracht ohne Netzteil, das war nicht erforderlich bei dem speziellen Einsatzzweck. Hier bei uns in der Funkstunde ist eine sehr schöne betriebsfähige R 65a zu sehen, z.Zt. noch eine Dauerleihgabe von unserem Vereinsfreund Axel Kohl. Die Fotos vom Innenleben einer R 65a verdanken wir dem Sammlerfreund Lother Wendt, die er von seinem Exemplar gemacht hat.