NUR EINS KAM DURCH…….
Nach Erscheinen unserer ersten Funkstunden Zeitung kamen etliche Fragen nach technischen Details und weiteren Fotos unserer Regieanlage. Hier also etwas zur Geschichte der Anlage und die wesentlichen technischen Angaben.
Die Bauzeichnungen tragen das Datum 1966, wann genau die Inbetriebnahme war, läßt sich kaum noch feststellen. Hersteller der gesamten Mechanik war vermutlich die leider nicht mehr existierende Firma ENB in Berlin. Es wurden genau 2 gleiche Pulte für den NDR gebaut, eines für das Studio 10 an der Hamburger Oberstraße, der ehemaligen Synagoge, seit Jahrzehnten Heimat des Sinfonieorchesters des NDR. Und das 2. Exemplar stand in der Regie des Studio 1 an der Rothenbaumchaussee, dem ältesten in Deutschland im Originalzustand erhaltenen Rundfunkstudio. Genau dieses Prachtstück steht bei uns in der Funkstunde! Das Pult aus Studio 10 wurde m.W. verschrottet…..in der Phase der aufkommenden Digitaltechnik verlor das Alte in allgemeiner Einschätzung plötzlich jeden Wert, aber wir kannten aus den Tätigkeiten beim NDR die uneingeholten Qualitäten der analogen Röhrentechnik. Und daß die „digitale Revolution“ wohl nur aus kommerziellen Gründen hochgejubelt wurde, machten sehr schnell schon die ersten Hörproben klar……
Ausgerüstet ist die Anlage nur mit dem Besten der Zeit, also den berühmten Verstärkern Tonographie V76 (26 Stück), V72a, V74, V75, U73b; Maihak und Siemens V72, V72b, V77, V78; Reglern und Filtern von Maihak und Eckmiller W66c, W87, HV55, HS10/TS10, NF11 und als einzige Neuerung, da die alten W95c wirklich nicht sehr viel taugen, Tonographie W395b und Lawo W995. Dazu Basisbreitenregler und H/T Filter von Danner. Hall macht u.a. eine EMT Hallplatte 140st mit Röhrenverstärker, die Vorverzögerung dazu ein Bandschleifengerät von Amandus Keller.
Alle wesentlichen Daten hier zusammengefaßt:
Eingänge: 16 Mono, 4 Stereo
Ausgänge: 5 Summen, 5 Gruppen
Richtung-Basis: 4 Ela E 130a, 16 Pan-Pots.
Schallaufzeichnug: 5 Gruppen, 8 Spur Y
Abhören: 2 Telefunken O85a mit V69a
Anzeigen: 2 Stereo Lichtzeiger, Neumann Korrelator
Einspielen: Alle Punkte wie Abhören.
Es würde zu weit führen, hier alle weiteren Möglichkeiten vollständig aufzulisten.
Als heute unverzichtbare Anpassung an die digitale Umwelt kam ohne jeden Eingriff in den Originalzustand des Pultes eine digitale „Schnittstelle“ für das Raus und Rein in die schöne neue Welt hinzu, ebenso moderne digitale Hall-und Effektgeräte. Der bauliche Teil des historischen Studios der Funkstunde, ganz besonders bezüglich des Akustik-Ausbaues, wurde komplett vom Institut für Rundfunktechnik der ARD in München geplant.
Im Bestand der Funkstunde befinden sich einige Bänder mit Aufnahmen, die mit unserem Pult noch im Hamburger Studio 1 gemacht worden sind. Und diese Aufnahmen können hier bei uns unter absolut gleichen technischen und akustischen Bedingungen abgehört werden. Bei unserem Funkstunden-Freund Ralph Orlowski aus Frankfurt bedanken wir uns für die Überlassung der Fotos vom Studio, die er beim letzten Sommerfest gemacht hat.