Ausgabe 6 PENZING, 01. Dezember 2001 5. Jahrgang KOSTENLOS

Liebe Freunde und Vereinsmitglieder der Funkstunde

Die Einleitung zu unserer aktuellen Zeitung Nr. 6 kann ich mir eigentlich schenken, die hat Johannes schon vorweggenommen, er war schneller als ich. Liegt das an der Fluggeschwindigkeit? Johannes befindet sich derzeit auf Lampedusa und bereitet zusammen mit Nino Taranto und Fabio Giovanetti die ultimative Show über das alte und neue Lampedusa vor. Im September soll die Ausstellung eröffnet werden. Bei pasta con pomodori (Tomaten kann man dort noch essen) „e un litro di vino rosso per favore“ gründeln die Drei tief in den Gefilden und im Boden der Geschichte Lampedusas.

Münze ISLANDS off SICILY, Lopadusa. 3rd century BC.

Münze ISLANDS off SICILY, Lopadusa. 3rd century BC.

Gerade hat man alte Münzen mit einem geschätzten Alter von etwa 300 Jahren vor Christus entdeckt, mit diesem Zahlungsmittel wurde in historischer Zeit die Unabhängigkeit Lampedusas demonstriert.  Der Schöngeist Nino wird sie neu prägen lassen und für jedermann „greifbar“ machen.

Ninos Kunstgalerie

Ninos Kunstgalerie

Alte und neue Fotos, die die vielschichtigen und wechselseitigen Geschehnisse der Insel belegen sollen, müssen gesichtet, restauriert, arrangiert werden. Auch darin ist Nino, Inhaber der Lampedusa art gallery,  ein Meister.

Zahlreiche Fotos, die aus dem Fundus der FUNKSTUNDE stammen und vor allem technische Details betreffen, werden die Ausstellung bereichern. Was noch fehlt, ist das musikalische Rahmenprogramm. Dafür sorgt natürlich das eingeschworene Team: Johannes Brüning, Violine mit Giuseppe Costa am Klavier.  Die beiden Virtuosi proben schon eifrig.     

Unser Konzertsaal Guiseppes Cavalluccio Marino

Unser Konzertsaal Guiseppes Cavalluccio Marino

Ich habe es bei der Eröffnung des historischen Museums im letzten Jahr wirklich erlebt: Selbst weniger klassikgewohnte Lampedusaner, Fischer, Maurer, Busfahrer haben dem „sound“ der beiden gelauscht, über Stunden.

Jetzt zu unserem Sommerfest am 16. und 17 Juli. Neben Technik und Musik gibt es auch was zu essen. Ein Brötchen a` la Air Berlin kommt bei uns nicht auf den Tisch, versprochen! (s. Artikel unten)

Von Air Berlin zur Lufthansa ist es nur ein kleiner Schritt, jedenfalls auf dem Papier. Verzeihung! Es geht in diesem Artikel um einen Flugkapitän, der er nie werden wollte, den die Umstände jedoch in diesen Beruf brachten. Eigentlich wollte er Dirigent werden. Michael Lübbert, Jahrgang 1946. Wir fragen nach: Was ist aus ihm geworden?

In einem weiteren Artikel spricht Johannes Klartext, was den V72 angeht, außerdem verbreitet er sich ausführlich über sein Lieblingsthema Maihak.

Eine Bitte: Lest doch mal den Artikel über den Circulus Vitiosus Musicae in unserer Zeitung Nr. 5, ein Thema, das uns alle betrifft. Er ist spannend und auch ein bißchen gemein.

Speziell für unsere Vereinsmitglieder: Wir werden in aller Welt wahrgenommen.  Nicht nur von Hamburg bis Haiti, sondern weltweit werden wir gelesen und gehört. Da kommt Freude auf. Nun laßt Euch die Zeitung schmecken.

Wir freuen uns aufs Sommerfest. Bitte meldet Euch rechtzeitig an.

Mit herzlichen Grüßen Eure Monika Wersche

Das Aktuellste zuerst:

Hafen von Lampedusa, Anlegestelle der Flüchtlingsboote

Hafen von Lampedusa, Anlegestelle der Flüchtlingsboote

Einige der folgenden Beiträge sind während einer Reise  nach Lampedusa im Juni ds. Jahres entstanden, z.T., siehe den „Testbericht“ über die Bordverpflegung bei Air Berlin, sogar auf dem Fluge von München nach Palermo.

 Als Halb-Lampedusaner wissen wir natürlich, dass die monatelange Berichterstattung der Medien über die ankommenden Afrikaner extrem verkürzt ist und dadurch unübersehbare Schäden auf der Insel anrichtet.      

Mare Muerto

Selbstverständlich besteht Lampedusa NICHT nur aus der Anlegestelle der Flüchtlingsboote, 1000 mal gefilmt, bevorzugt im Dunkeln! Nie wird gezeigt, daß die Behörden die Sache einigermaßen beherrschen, kein Tourist beeinträchtigt wird und die Isola del Sole neben den 20 Metern Hafen noch 20 Quadratkilometer unveränderte Schönheit besitzt! Ein mieses Geschäft, die ausschließliche Suche nach negativen Berichten (von FJS stammt der klassische Vergleich solcher Journalisten mit einem bestimmten Insekt…), aber freundliche Nachrichten haben wohl keinen Marktwert!

Sommerfest der Funkstunde

Einladung zum 6. Sommerfest

Nun zum 6. Mal: Wir laden ein zum Sommerfest der Funkstunde am 16. Und 17. Juli! Wie gewohnt mit gemütlichem Zusammensein, fachsimpeln über das große Thema analoge Tontechnik, guter Verköstigung, Konzerten, dem beliebten, in diesem Jahr besonders umfangreichen Technik-Flohmarkt, Vorführungen usw.

Zur besseren Planung bitten wir um Anmeldung, speziell auch zum Konzert mit den Sixtonics (www.the-sixtonics.de) am 16.7. abends, denn wir haben höchstens Platz für 40 Zuhörer. Übertragung nach draußen ins Zelt ist wegen Nachbarschaftsproblemen nicht möglich. Das Sommerfest ist der erste Geburtstag des Vereins Funkstunde mit Jahresversammlung. Das Finanzamt hat soeben die Gemeinnützigkeit für das nächste Jahr bestätigt

Nachtrag zu den Ausgaben 4 und 5 der Illustrierten Funkstunde

Auch große Kinder spielen gerne am Computer, so scheint es jedenfalls, denn es kamen Nachfragen, warum die Nr. 4 u. 5 keine Musikbeispiele enthalte….wir haben nachgebessert, die kleinen grünen Adler sind kürzlich in den Ausgaben gelandet und warten auf Ihren Klick!

Aufgrund technischer Probleme, müssen die schon für diese Ausgabe fertiggestelten Adler nachgereicht werden, da durch System Updates auf den Servern ein einfaches einfügen wie in den früheren Versionen momentan nicht möglich ist! Ebenfalls werden in diesem Zuge die Erscheinungs Termine der Ausgaben 4+5 und einige kleinere Fehler bereinigt! (Admin)

(EDIT 1.12.2011 erledigt!!)

Ein wenig unbeachtet blieb leider bisher der Artikel Circulus Vitiosus Musicae in der Ausgabe 5, hier nur vermerkt, weil das Thema so wichtig ist. Die Funkstunde ist auch in bestem Kontakt mit der Freiburger Initiative gegen Zwangsbeschallung (FILZ), die bereits 2 Texte zu dem unappetitlichen Thema von uns wiedergegeben hat auf ihrer Seite.

 

Aus dem Studio der Funkstunde

Aus dem „normalen“ täglichen Betrieb des historischen Studios (Vorführungen, Besuche von interessierten Jugendlichen, Vorträge zu unseren Themen Rundfunkgeschichte und Musik des 20. Jahrhunderts) ragten in den vergangenen Monaten einige Aktivitäten heraus:

Sixtonics im Studio der Funkstunde

Sixtonics im Studio der Funkstunde

Mitschnitt von 6 Konzerten in der Christuskirche in Landsberg/Lech. Der Ertrag der „best of“ Benefiz-CD der Konzerte soll für Restaurierungsarbeiten an der Christuskirche verwendet werden. Im Februar und April fanden die Aufnahmen der „Sixtonics“ für ihre neue Demo-CD in unserem Cafe statt.

Hinweis: Die Sixtonics geben ein Konzert am 16.Juli im Rahmen unseres Sommerfestes. Von ihrem Vorbild, den Comedian Harmonists, unterscheidet sie nur das vertraute Rauschen alter Schellacks… .Daneben gingen Bearbeitungen von Aufnahmen mit Giuseppe Costa, Klavier solo und mit Johannes Brüning weiter. Alles in Kürze im Programm von Funkstunde Radio. Immer sehr gefragt sind Digitalisierungen von alten Tonbändern, denn fast nur noch bei uns können Bänder mit allen Geschwindigkeiten, Entzerrungen, Bandbreiten und evtl. eingesetzten Compandern wie Dolby A, SR oder telcom normgerecht abgespielt werden.     

 

Maihak

Hier gleich 3 mal neues Altes aus der Hamburger Semperstraße:

Das „neue“ Maihak MMK 5 feld

Es ist uns gelungen, ein sehr schönes Exemplar des Maihak Reportofons MMK 5 feld zu erwerben. Diese Ausführung für den militärischen Einsatz gab es wirklich nur in ganz geringen Stückzahlen. Abweichend von allen anderen Maihak Reportofonen MMK 1-4 und 6/7 hat das MMK 5 die Bandgeschwindigkeit 9,5 cm/sec, es war nur für Sprachaufnahmen gedacht. Das Handbuch nennt u.a. Frontberichte. Für den harten Eisatzzweck bekam nur das MMK 5 einen stabilen Metallkoffer mit Lackierung in oliv. Die Schaltung (schon 1955 mit Transistoren!) entspricht weitgehend der des MMK 3tr. Wie beim 3 und 3 tr ist kein Löschkopf eingebaut, die Bänder wurden mit einer grünen Version der Maihak Löschdrossel MML 1 gelöscht. Wie sich die Bilder gleichen:

Maihak MMK5 und Tonschreiber C

Maihak MMK5 und Tonschreiber C

Hier stehen sie nebeneinander, der Tonschreiber c der Wehrmacht und das nur etwa 12 Jahre später gebaute MMK 5 feld. Beide mit dem legendären Federwerksantrieb des Bandes. Aber natürlich hat das Maihak im Gegensatz zum Tonschreiber c einen echten Aufsprechverstärker mit HF-Vormagnetisierung, dem Tonschreiber mußte ein Kohlemikrofon mit Taschenlampenbatterie genügen. Die Stabilisierung einer Transistorschaltung zur Zeit der alten Germanen war schwierig, es war deshalb eine Anodenbatterie mit 67,5 Volt aus der Technik der Röhren-Kofferrradios erforderlich.

 

V 72, die unendliche Geschichte

Wenn man auf einem Gebiet etwas tiefer in die Materie eingedrungen ist, ärgert einen doch die ausufernde Verbreitung von Halb- oder noch weniger Wissen. Das „Netz“ trägt dazu bei, und es wird an 1000 Ecken voneinander abgeschrieben. Auch aus der neuen Welt kommt viel Unfug zu dem Thema. Hier deshalb nochmals etwas zu den Anfängen anhand eines NWDR Labormusters des V 72, mechanisch fast völlig der späteren Serie entsprechend, nur die Front war noch etwas anders gestaltet, siehe Fotos.

V72

V72

V72

Ganz klar: Auch das Labormuster ist mit den Röhren EF 804s bestückt, das Gerücht von der EF 40 beruht lediglich auf einem Schaltungsentwurf in den Technischen Hausmitteilungen des NWDR. Nach meiner Einschätzung hat der NWDR auch keine Serie von 100 Stück gebaut, dafür konnte ich keinerlei Nachweis finden, bin für eine andere belegte Information aber offen! Sehr bald nach Fertigstellung der Muster ging die Fertigung an Maihak. Die Maihak Werknummern bis 299 waren noch nicht mit dem Kondensator zur Tiefenbegrenzung zwischen den Mittenanzapfungen des Eingangsübertragers ausgerüstet, aber ab Nr. 300 MIT dem über die Anschlußleiste von außen überbrückbaren Kondensator.

Hermann Rockmann und der Maihak Reportagesender

Hermann Rockmann mit Aktentaschensender A14 NWDR

Hermann Rockmann mit Aktentaschensender A14 NWDR

Immer wieder erfreuen wir uns an einer Gabe unseres Freundes Ralph Dieter Fuhrmann, der uns u.a. eine wohl einmalige Ausgabe des ARD Braunbuchs überlassen hat: Diese Ausgabe unterlag nicht dem Revisionsdienst, d.h., es ist alles enthalten, was bei Lieferung von Nachträgen normalerweise vernichtet wurde. So überlebten auch die Unterlagen zum Maihak Reportagesender A 14. Den Sender trägt „Rocky“, Hermann Rockmann, eine DER unverwechselbaren NDR Stimmen des echten Rundfunks, auf dem Foto über der Schulter. Heute erledigt das ein Taschensender im Format einer Zigarettenpackung.

Die Fotos zeigen, welches Meisterwerk da wieder bei Maihak gebaut wurde. In natura habe ich leider nie einen A 14 gesehen. Zur Reportageanlage gehört auch der berühmte Maihak UKW FM Ballempfänger E 24, von dem es 2 Versionen gab:

Maihak Reportagesender A 14

Maihak Reportagesender A 14

Maihak Empfänger E 24

Maihak Empfänger E 24

Eine im Frequenzbereich von 23-26 MHz als Reportageempfänger und die 2. für den Bereich 87-100 MHz, diese Ausführung wurde als Überwachungs- und Ballempfänger eingesetzt.

NWDR Reportageanlage A 14

NWDR Reportageanlage A 14

In meinen ersten Jahren beim NDR lernte ich einen der Konstrukteure dieser Geräte, Arno Rettig, noch persönlich in der Meßtechnik im Funkhaus am Rothenbaum kennen. Er war (wie ich selbst) Funkamateur, so etwas schafft sofort Kontakt.

So oder so ist das Leben

Der Pilot Michael Lübbert

Der Pilot Michael Lübbert

        Diese Zeilen aus einem Lied, das Theo Mackeben, der große Komponist, in den 30er Jahren geschrieben hat und von Brigitte Horney, Filmgröße bei der UFA, so keß wie wissend vorgetragen wurde, paßt auf den Werdegang unseres Freundes Michael Lübbert . Es endet folgendermaßen… „So oder so ist das Leben …,und so ist es gut.“ Wir lernten Michael 1998 durch einen Bericht in der Frankfurter Rundschau kennen: „Lufthansakapitän gründet Sinfonieorchester“.

Ein Anruf genügte und der Kontakt zwischen dem Berufsmusiker und Hobbyflieger Johannes Brüning und dem Berufsflieger und im Zweitberuf Musiker Michael Lübbert war hergestellt. Schon ein paar Monate später fand man sich zu gemeinsamen Proben bei den „Rheingau Classic Wings“ ein, so nannte Michael sein Orchester. Die Erstaufführung von Mendelssohns Italienischer Sinfonie in der Fassung von 1834 wurde ein großer Erfolg. Die FUNKSTUNDE war mit dem Mikrofon dabei, und das Ergebnis ist auf der Website in FUNKSTUNDE Radio zu hören. Hier aus dem Konzert ein paar Takte aus dem Sommernachtstraum.      

Unser Freund Michael ist in den 60er Jahren bei der deutschen Lufthansa eingestiegen und als Pilot um die ganze Welt „geschippert“ wie er es lässig nennt. Die Boeing 727, Boeing 707, der Airbus A 320 und A 340 waren seine Babys. Von laissez faire konnte bei der harten Ausbildung zum Flugkapitän allerdings nicht die Rede sein, im Gegenteil, es hieß büffeln, büffeln, büffeln. Nach 28 schönen Jahren bei der Firma hat er seine Karriere beendet und sich in seinen Zweitberuf gestürzt, eine Zäsur, die man allerdings nur versteht, wenn man sich den Werdegang von Michael ansieht.

Der Künstler Michael Lübbert

Der Künstler Michael Lübbert

So oder so ist das Leben… eben

In einem musikalischen Haus aufgewachsen, war für Michael schon früh klar, dass er einmal Dirigent werden wollte. Kein anderer Beruf kam für ihn in Frage. 1946, Michaels Geburtsjahr, hatte Familie Lübbert erst einmal andere Sorgen, als sich um Einzelwünsche ihrer 5 Kinder zu kümmern. Da ging es ums Überleben, um das tägliche Brot. Doch Michael ließ nicht locker und bekam mit 4 oder 5 Jahren den heiß ersehnten Klavierunterricht. Während  seiner Schulzeit erlernte er  auch  das Geigen- und das Bratschenspiel. Nun fehlte nur noch das Studium an der Hamburger Musikhochschule. Als Dirigent würde er sie verlassen, um der Öffentlichkeit endlich seine Vorstellung von Musik zu vermitteln. Die Eltern unterstützten seine Pläne.

Was konnte jetzt noch schief gehen?

Trennung der Eltern, die Mutter mit inzwischen sechs Kindern alleine. Studium ade, Träume von der musikalischen Laufbahn begraben, Geld mußte ins Haus. Mehr widerstrebend, aber der Mutter zuliebe, meldete sich Michael zur Aufnahmeprüfung zum Flugzeugführer bei der deutschen Lufthansa an. Pilot, ein wohl dotierter Posten, die Mutter war’s zufrieden. Als begeisterungsfähiger junger Mann von 21 Jahren fand sich Michael rasch in seinem neuen Wirkungskreis zurecht, erlebte alle Höhen und Tiefen, die solch ein Beruf mit sich bringen kann, und sagt auch nach Beendigung seiner Karriere als Flugkapitän: „Einmal Flieger, immer Flieger“.

Und wo war die Musik geblieben?

Die war nie weg. Es gab ja Dienstpläne, die sich  nach Bedarf einrichten, tauschen ließen, um Raum für weitere musikalische Studien zu schaffen. In seiner aktiven Zeit als Pilot spielte Michael z. B. als Bratscher im Abonnenten Orchester der Münchener Philharmoniker mit, studierte Musikwissenschaften an der Uni Würzburg und nahm an verschiedenen Dirigentenkursen teil. Den Ausstieg aus der Großfliegerei hat Michael sich nicht leicht gemacht. Ein Schicksalspaukenschlag lenkte sein Leben wieder zurück zur Musik: der unverschuldete Flugunfall mit  einem Airbus A 320 in Warschau. Zwar verließ er den linken Sitz des Flugkapitäns im Cockpit  nicht sofort, umrundete erneut die Welt, aber dann tauschte er das Steuerhorn mit dem Dirigentenstab.

„…und so ist es gut“

Monika Wersche

Ich wollte doch nur ein armes unschuldiges….

Fußbänkle, so Hermann Hoffmann (Hier Sender Zitrone/ NDR Reißwolf) nach dem satirischen Besuch in einem Möbel-„Paradies“. Geschulte Verkäufer überhörten den bescheidenen Wunsch, ganze Wohnlandschaften wollten sie ihm andrehen, mindestens.

Brötchenparadies über den Wolken: Flug nach Palermo, in 11000 Meter Höhe stoppt der Service-Trolley an meiner Sitzreihe, Air Berlin offeriert 2 Sorten Sandwiches, meine Wahl fiel auf dieses  mit Käse…..ich weiß nicht warum, aber ich las die Liste der edlen Zutaten,

HIER IST SIE:

Doppelmalzbrot mit Gouda und Gemüsespread SH1

Zutaten: Doppelmalzbrot (Weizenmehl, Wasser, Hefe, Salz, Öl, Maisgries, Haferflocken, Malzmehl, Leinsaat, Sonnenblumenkerne, Weizenkleber, Speisekleie, Quellmehl, Sesamsaat, pflanzliche Fette, Roggensauerteig, Geröstetes Johannisbrotmehl, Weizenkeime, Weizengries, Citronensäure, Traubenzucker, Milchsäure, Essigsäure, Enzyme, Mehlbehandlungsmittel: Ascorbinsäure, Verdickungsmittel Guarkernmehl, Emulgator: Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren, Lecithine, Sojamehl, Ei, Milch (53-0%), Gouda Käse (Pasteurisierte Kuhmilch, Kochsalz, Starterkulturen, Farbstoff (Beta-Carotin), Stabilisator: Calciumchloride, Mikrobielles Lab) (12,8%), Frischkäse Doppelrahmstufe (Speisesalz, Verdickungsmittel: Acetyliertes Distärkeadipat) ( 9-6%), Eisbergsalat (8-5%), Frischkäse Magerstufe (8-2%), Mayonnaise (Pflanzenöl (80%), Eigelb, Trinkwasser, Branntweinessig, Senf, Zucker, Speisesalz, Gewürze) (4,1%), Porree (.7%), Sellerie (.7%), Paprika (Antioxidationsmittel: Ascorbinsäure), Säuerungsmittel: Weinsäure, Zitronensäure) (.7%), Gewürzgurke (Gurke, Branntweinessig, Zucker, Salz, Senfkörner, Dill, Pfeffer, Koriander, natürliches Aroma, Senf) (.7%), Karottenwürfel (Antioxidationsmittel: Ascorbinsäure, Säuerungsmittel Weinsäure, Zitronensäure) (.7%), Zucker (.3%), Salz (.1%), Stabilisator (Verdickungsmittel: Guarkernmehl und Xanthan).

 Na, alles kapiert?

Gegessen habe ich nichts von der in einer optischen Mogelpackung verabreichten Sammlung erlesenster Zutaten. Ein Studium der Lebensmittelchemie fehlt mir,  Bäcker bin ich auch nicht, aber soweit ich aus alten Zeiten gehört habe, bestehen Brötchen / Brot aus Mehl, Salz, Wasser und Hefe/Backpulver,  Käse aus Milch, Lab, eventuell Salz und einer weiteren Zutat und ein Salatblatt war ein Salatblatt. Vielleicht fehlt ein Bestandteil auf meiner Liste, keine Garantie von mir Laien. Aber warum der Aufwand von Air Berlin’s Alchimistenküche? Vermutlich, weil diese „Brötchen“ etwas länger als einen Tag frisch bleiben, wo kämen wir denn hin, für den Billigpassagier täglich frische Brötchen zu bereiten?

An Bord meines früheren Flugzeugs D-ILPB gab es doch etwas bessere Verpflegung, daraus machten wir uns ein Vergnügen

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Verantwortlich für diese Ausgabe der Illustrierten Funkstunde ist

Johannes Brüning, Adresse der Funkstunde.